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Herz-Kreislauf-Stillstand

Der Herz-Kreislauf-Stillstand zählt zu der dritthäufigsten Todesursache in Europa. Ein Herz-Kreislauf-Stillstand tritt auf, wenn das Herz plötzlich aufhört zu schlagen. Dies bedeutet, dass das Herz kein Blut mehr durch den Körper pumpt. Ohne diese Blutzirkulation können die Organe, einschließlich des Gehirns, keinen Sauerstoff mehr erhalten, was sehr schnell lebensbedrohlich werden kann. Wenn nicht sofort Hilfe geleistet wird, kann dies innerhalb von Minuten zum Tod führen. Aktuelle Erhebungen zeigen, dass sich die Überlebenschancen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand in den letzten Jahren verbessert haben.

Unterscheidung

Ein Herz-Kreislauf-Stillstand kann sowohl im Krankenhaus als auch außerhalb auftreten. Entsprechend spricht man von einem “innerklinischen” oder “präklinischen” Herz-Kreislauf-Stillstand.

In besonderen Fällen liegt ein sogenannter “refraktärer Herz-Kreislauf-Stillstand” vor. Ein refraktärer Herz-Kreislauf-Stillstand ist eine Form des Herz-Kreislauf-Stillstands, bei der die Standardmaßnahmen der Wiederbelebung nach einem festgelegten Zeitraum von typischerweise 15 Minuten nicht erfolgreich sind, um einen nachhaltigen Spontankreislauf wiederherzustellen. Bei ausgewählten Patientinnen und Patienten können erweiterte Maßnahmen zur Wiederbelebung erwogen werden.

Symptome

Die Symptome eines Herz-Kreislauf-Stillstands sind oft sehr deutlich und beinhalten:

  • Bewusstlosigkeit: Die betroffene Person reagiert nicht auf Ansprache oder Berührung.
  • Atemstillstand oder “paradoxe” Atmung: Die Person atmet nicht oder atmet nur unregelmäßig und/oder mit Schnappatmung.

Sollte einer der obigen beiden Kriterien vorliegen, sollte sofort der Notruf alarmiert und Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt werden. Es ist wichtig, schnell zu handeln, wenn diese Symptome bemerkt werden, da jede Minute zählt. Sofortige Maßnahmen können lebensrettend sein.

Es existieren auch weitere Symptome, für deren Untersuchung jedoch nicht viel Zeit investiert werden sollte.

  • Fehlender Puls: Kein fühlbarer Puls, insbesondere an den großen Arterien (Hals oder Handgelenk).
  • Blasse oder bläuliche Hautfarbe: Die Haut kann blass oder bläulich verfärbt sein, besonders an den Lippen und Fingernägeln.
  • Keine Reaktion auf Reize: Keine Reaktion auf schmerzhafte Reize (wie Kneifen).
  • Erweiterte Pupillen: Die Pupillen können erweitert und nicht mehr lichtempfindlich sein.

Erste Hilfe

Die schnelle und genaue Diagnostik eines Herz-Kreislauf-Stillstands ist entscheidend, um die richtige Behandlung einzuleiten und die Überlebenschancen der betroffenen Person zu erhöhen. Eine “Rettungskette” beschreibt die Abfolge von Maßnahmen, die bei einem Notfall ergriffen werden, um einem Menschen schnell und effektiv zu helfen. Hier sind die Schritte in einfachen Worten:

  1. Absichern und Notruf absetzen
  2. Erste Hilfe leisten
  3. Rettungsdienst übernimmt
  4. Krankenhausbehandlung

Diese Schritte arbeiten zusammen, um sicherzustellen, dass die betroffene Person die bestmögliche Hilfe bekommt.

ToDo: Warnhinweis "Ersthelfer/112" / Bild ERC / Link zu Erste Hilfe Kursen (?)

Eine der häufigsten Ursachen für einen Herz-Kreislauf-Stillstand ist ein Herzinfarkt.

Doch auch Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz sowie Erkrankungen des Herzmuskels oder der Herzklappen zählen zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die einen Herzstillstand auslösen können.

Eine der häufigsten Ursachen für einen Herz-Kreislauf-Stillstand ist ein Herzinfarkt.

Doch auch Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz sowie Erkrankungen des Herzmuskels oder der Herzklappen zählen zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die einen Herzstillstand auslösen können.

Ursachen

Ein Herz-Kreislauf-Stillstand kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Hier sind einige der häufigsten:

  1. Herzinfarkt (“akuter Myokardinfarkt”): Eine der häufigsten Ursachen. Ein Herzinfarkt tritt auf, wenn die Blutversorgung eines Teils des Herzens blockiert wird, was zu einer Schädigung des Herzmuskels führt.
  2. Herzrhythmusstörungen (“Arrhythmien”): Abnormale Herzrhythmen, wie “Kammerflimmern” oder “Kammertachykardie”, können dazu führen, dass das Herz nicht mehr effektiv pumpt.
  3. Herzschwäche (“Herzinsuffizienz”): Wenn das Herz aufgrund von Erkrankungen, wie einer “Kardiomyopathie” oder schweren Herzklappenerkrankungen, nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Blut zu pumpen.
  4. Herzmuskelerkrankung (“Kardiomyopathien”): Erkrankungen des Herzmuskels, die die Fähigkeit des Herzens, Blut zu pumpen, beeinträchtigen.
  5. Herzklappenerkrankungen (“Klappenvitien”): Schwere Probleme mit den Herzklappen können den Blutfluss durch das Herz beeinträchtigen.
  6. Atemstillstand (“Apnoe”): Probleme mit der Atmung, wie Erstickung, schwere Asthma-Anfälle oder eine Blockierung der Atemwege, können zu einem Herzstillstand führen.
  7. Elektrounfälle: Ein “elektrischer Schlag” kann das Herz aus dem Takt bringen und einen Herzstillstand verursachen.
  8. Trauma: Schwere Verletzungen, insbesondere am Brustkorb, können das Herz direkt schädigen.
  9. Ertrinken: Ein Sauerstoffmangel aufgrund von Ertrinken kann zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand führen.
  10. Drogenüberdosierung (“Intoxikation”): Bestimmte Drogen, insbesondere solche, die das Herz oder die Atmung beeinflussen, können einen Herzstillstand auslösen.
  11. Schwere Infektionen (“Sepsis”): Sepsis kann zu einem Versagen mehrerer Organe, einschließlich des Herzens, führen.
  12. Schwere Blutungen: Ein großer Blutverlust kann dazu führen, dass das Herz nicht mehr genügend Blut zum Pumpen hat.

Diese Ursachen zeigen, dass ein Herz-Kreislauf-Stillstand oft das Endergebnis verschiedener schwerer gesundheitlicher Probleme ist. Eine rasche Intervention ist entscheidend, um die Überlebenschancen zu erhöhen.

Risikofaktoren

Es gibt mehrere Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Herz-Kreislauf-Stillstands erhöhen können. Diese Faktoren können sowohl medizinische Zustände als auch Lebensstilfaktoren umfassen:

  1. Vorerkrankungen des Herzens:
  2. Familiäre Vorbelastung: Eine Familiengeschichte von Herzkrankheiten oder plötzlichem Herztod.
  3. Bluthochdruck (Hypertonie): Er erhöht den Druck auf das Herz und die Blutgefäße.
  4. Hoher Cholesterinspiegel: Kann zu Ablagerungen in den Arterien führen, die den Blutfluss zum Herzmuskel verringern.
  5. Diabetes: Erhöht das Risiko für Herzkrankheiten und Herz-Kreislauf-Stillstand.
  6. Rauchen: Schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko für Herzkrankheiten.
  7. Fettleibigkeit: Erhöht das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und Herzkrankheiten.
  8. Bewegungsmangel: Er kann zu Gewichtszunahme, Bluthochdruck und hohem Cholesterinspiegel führen.
  9. Ungesunde Ernährung: Eine Ernährung, die reich an gesättigten Fetten, Transfetten, Salz und Zucker ist, kann das Risiko erhöhen.
  10. Alkohol- und Drogenmissbrauch: Er kann das Herz direkt schädigen und das Risiko für Herzrhythmusstörungen und Herzkrankheiten erhöhen.
  11. Stress: Chronischer Stress kann zu Bluthochdruck und anderen Herzproblemen beitragen.
  12. Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter.
  13. Geschlecht: Männer haben ein höheres Risiko für einen Herzstillstand als Frauen, insbesondere in jüngeren Jahren.
  14. Elektrolytstörungen: Ungleichgewichte bei Elektrolyten wie Kalium oder Magnesium können zu Herzrhythmusstörungen führen.

Die Kombination mehrerer Risikofaktoren erhöht das Gesamtrisiko für einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Präventive Maßnahmen, wie regelmäßige medizinische Untersuchungen, eine gesunde Lebensweise und das Management von bestehenden Gesundheitsproblemen können helfen, das Risiko zu senken.

Diagnose und Therapie

Die Diagnostik und Therapie eines Herz-Kreislauf-Stillstands sind eng miteinander verknüpft, da schnelle Maßnahmen entscheidend sind:

  1. Ersteinschätzung am Notfallort:
    • Bewusstseinsprüfung: Überprüfen, ob die Person auf Ansprache oder Berührung reagiert.
    • Atemprüfung: Überprüfen, ob die Person normal atmet. Dies kann durch Beobachtung der Brustbewegungen oder das Hören und Fühlen des Atems erfolgen.
  2. Notfallmaßnahmen:
    • Notruf absetzen: Sofort den Notruf wählen und professionelle Hilfe anfordern.
    • Herz-Lungen-Wiederbelebung: Unmittelbare Durchführung von Brustkompressionen und Beatmungen im Verhältnis 30 Kompressionen zu zwei Atemspenden, wenn keine Atmung oder kein Puls festgestellt wird.
  3. Einsatz eines automatisierten externen Defibrillators (AED):
    • Analyse der Herzrhythmen: Ein AED analysiert automatisch den Herzrhythmus und gibt bei Bedarf einen elektrischen Schock ab, um das Herz wieder in einen normalen Rhythmus zu bringen.
  4. Erweiterte medizinische Diagnostik im Krankenhaus bzw. durch den Rettungskräfte
    • Kontinuierliche kardio-pulmonale Reanimation: Fortsetzung der Herz-Lungen-Wiederbelebung durch professionelle Rettungskräfte (ggf. unter Zuhilfenahme von mechanischen Reanimationshilfen) bis zur Rückkehr eines Spontankreislaufs oder bis weitere Maßnahmen ergriffen werden können.
    • Medikamentöse Behandlung: Verabreichung von Medikamenten wie Adrenalin und Amiodaron, um das Herz zu unterstützen und den Rhythmus zu stabilisieren.
    • Defibrillation: Regelmäßig werden Herzrhythmus-Analysen durchgeführt und, wenn nötig, werden Schocks mit einem Defibrillator abgegeben.
    • Erweiterte Atemwegssicherung: Intubation oder andere Methoden zur Sicherstellung der Atmung und Sauerstoffversorgung.
    • Bildgebende Verfahren: Eine Ultraschalluntersuchung wird gezielt am Herzen, an der Lunge, am Bauch und am Becken durchgeführt.
  5. Wenn ein Spontankreislauf wiedererlangt werden konnte, werden verschiedene Diagnostika und Therapeutika angewendet:
    • Elektrokardiogramm (EKG): Ein EKG wird durchgeführt, um die Herzaktivität zu überwachen und abnormale Rhythmen zu erkennen.
    • Bluttests: Überprüfen der Blutwerte, z.B. nach Elektrolyten, Herzmarkern oder Infektmarkern, die auf eine mögliche Ursache hinweisen können.
    • Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen, Echokardiographie, Computertomographie oder andere bildgebende Verfahren können eingesetzt werden, um strukturelle Probleme zu identifizieren.
    • Herzkatheteruntersuchung: Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt kann eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt werden, um blockierte Herzkranz-Arterien zu identifizieren und zu behandeln.

Besondere Formen

Ein refraktärer Herz-Kreislauf-Stillstand beschreibt einen Zustand, in dem ein Herz-Kreislauf-Stillstand, trotz der Anwendung von Standard-Reanimationsmaßnahmen, über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen bleibt und sich der Kreislauf nicht stabilisiert.

ECPR

Bei einem refraktärem Herz-Kreislauf-Stillstand kann eine sogenannte “extrakorporale Wiederbelebung”, auch als ECPR (Englisch: “extracorporeal cardiopulmonary resuscitation”) bekannt, als eine erweiterte Reanimationstechnik in selektierten Patientinnen und Patienten angewendet wird, wenn herkömmliche Wiederbelebungsmaßnahmen nicht erfolgreich sind.

ECMO

Sie beinhaltet den Einsatz eines sogenannten “extrakorporalen Membranoxygenierungsgeräts” (“ECMO”), das temporär die Funktionen von Herz und Lunge übernimmt, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen und die Blutzirkulation aufrechtzuerhalten. Geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für eine ECPR sind oft jüngere Patient:innen mit einer sofort begonnenen Reanimation nach einem beobachteten Herz-Kreislauf-Stillstand sowie bestimmten Herzrhythmen . Bei Patient:innen mit schweren irreversiblen Vorerkrankungen (z.B. terminale Krebserkrankungen), einem hohen Alter und/oder schlechten prognostischen Faktoren sowie einer langen Zeit ohne Sauerstoffzufuhr (“hypoxische Hirnschädigung”) sollte die Anlage einer ECMO kritischer hinterfragt werden.

Bei einer ECMO werden große Kanülen in eine Arterie und eine Vene des Patienten eingeführt (meist in der Leiste). Das Blut wird über diese Kanülen aus dem Körper herausgeleitet, durch einen sogenannten “Oxygenator” mit Sauerstoff angereichert und dann wieder in den Körper zurückgeführt. Der Oxygenator übernimmt die Funktion der Lunge, indem er das Blut mit Sauerstoff anreichert und Kohlendioxid entfernt. Die Pumpe des ECMO-Geräts übernimmt die Funktion des Herzens, indem sie das Blut durch den Körper zirkulieren lässt. Während die Patientin bzw. der Patient an die ECMO angeschlossen ist, werden intensivmedizinische Maßnahmen ergriffen, um die Ursache des Herzstillstands zu diagnostizieren und zu behandeln (z.B. Herzkatheteruntersuchung bei einem Herzinfarkt).

Die ECMO ermöglicht es also, lebenswichtige Funktionen aufrechtzuerhalten, während die zugrunde liegende Ursache des Herzstillstands behandelt wird. Bei geeigneten Patientinnen und Patienten kann eine ECPR die Überlebensraten und neurologische Ergebnisse verbessern. Jedoch sind mit einer ECMO die Risiken für Blutungen, Minderdurchblutungen der Beine, Infektionen und Gefäßverletzungen erhöht. ECMO-Patient:innen benötigen überdies Blutverdünner, welche das Risiko für Blutungen noch weiter erhöhen.

Aktuelle Erhebungen zeigen, dass eine ECMO in Kombination mit einer miniaturisierten Herzpumpe (“Impella®”) das Überleben bei einem refraktären Herz-Kreislauf-Stillstand bedingt durch einen Herzinfarkt noch weiter verbessern könnten.

Die ECPR ist eine komplexe und ressourcenintensive Maßnahme, die in spezialisierten Zentren mit Erfahrung in der Anwendung von ECMO durchgeführt wird. Sie bietet in ausgewählten Fällen eine zusätzliche Überlebenschance bei ansonsten aussichtslosen Situationen.

Nachsorge

Bereits während und nach der Überwachung und Behandlung der betroffenen Patientinnen und Patienten auf der kardiologischen Intensivstation zur Stabilisierung des Patienten, wird eine Rehabilitation angestrebt, das heißt Maßnahmen zur Wiederherstellung der Gesundheit und zur Prävention weiterer Herzereignisse, einschließlich physikalischer Therapie, Logopädie und Anpassung des Lebensstils.

Am Campus Benjamin Franklin wurde erstmalig in Zusammenarbeit mit den Abteilungen für Kardiologie, Neurologie, Psychologie und Soziologie eine "Wiederbelebungs-Ambulanz" eingerichtet, in der Überlebende eines Herz-Kreislauf-Stillstands nachuntersucht werden können.

Cardiac Arrest Center am DHZC

Die Autoren

Dr. med. Tharusan Thevathasan | Leitung Forschung, Lehre und Post-Reanimations-Ambulanz
Prof. Dr. med. Carsten Skurk | Stellv. Klinikdirektor, Leiter Cardiac Arrest Center, Leiter Intensivmedizin CBF

Prof. Dr. med. Carsten Skurk ist stellvertretender Leiter der Klinik für Kardiologie Campus Benjamin Franklin am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) und dort Leiter des Cardiac Arrest Center und Leiter Intensivmedizin.

Dr. med. Wulf Knie | Leitung Notfallmedizin CBF