Tiefe Venenthrombose
Die tiefe Venenthrombose (TVT) ist eine Erkrankung, bei der sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) in den tiefen Venen, meist in den Beinen, bildet. Dies geschieht oft, wenn das Blut langsamer fließt als normal, ein Flusshindernis besteht oder wenn sich die Blutzusammensetzung verändert, was zu einer erhöhten Gerinnungsneigung führt.
Ursachen
Immobilisierung: Lange Phasen der Immobilität, wie zum Beispiel bei langen Flugreisen, Krankenhausaufenthalten oder Bettlägerigkeit nach einer Operation, können das Risiko für TVT erhöhen, da der Blutfluss verlangsamt wird und das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln steigt.
Operationen: Operationen können das Risiko für TVT erhöhen, insbesondere wenn Sie während der Operation lange Zeit immobil sind oder wenn das chirurgische Verfahren das Risiko für Blutgerinnsel erhöht.
Verletzungen: Verletzungen, insbesondere solche, die zu einem Bruch oder einer Quetschung führen, können das Risiko für TVT erhöhen, da sie den Blutfluss verlangsamen und die Blutgerinnung fördern können.
Schwangerschaft: Schwangerschaft erhöht das Risiko für TVT, da sich der Druck auf die Beckenvenen erhöht und die Blutgerinnungsfaktoren während der Schwangerschaft zunehmen können.
Verhütungsmittel: Einige Formen von Verhütungsmitteln, insbesondere hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille oder Hormonpflaster, können das Risiko für TVT erhöhen, insbesondere bei Frauen, die rauchen oder andere Risikofaktoren haben.
Fettleibigkeit: Übergewicht oder Fettleibigkeit können das Risiko für TVT erhöhen, da sie den Druck auf die Venen erhöhen und den Blutfluss verlangsamen können.
Rauchen: Rauchen kann das Risiko für TVT erhöhen, da es die Blutgerinnung und die Bildung von Blutgerinnseln fördern kann.
Familiäre Vorbelastung: Wenn in Ihrer Familie bereits Fälle von TVT aufgetreten sind, haben Sie möglicherweise ein erhöhtes Risiko, diese Erkrankung zu entwickeln.
Es ist wichtig zu beachten, dass das Vorhandensein dieser Risikofaktoren nicht zwangsläufig bedeutet, dass Sie TVT entwickeln werden, aber sie können Ihr Risiko erhöhen. Wenn Sie sich über Ihr persönliches Risiko für TVT Sorgen machen, sprechen Sie am besten mit Ihrem Hausarzt darüber und lassen Sie sich im Zweifel gerne zu uns überweisen.
Symptome
Die Symptome einer TVT können variieren, aber zu den häufigsten gehören Schwellungen, Schmerzen, Verfärbungen oder Empfindlichkeit in einem Bein, insbesondere in der Wade oder im Bereich des Knies. Dies kann sich anfühlen wie ein dumpfer, drückender Schmerz oder ein unangenehmes Druckgefühl.
Ein weiteres mögliches Symptom ist eine plötzliche Änderung der Farbe oder Temperatur des betroffenen Beins. Es kann sich wärmer anfühlen als das andere Bein oder die Haut kann rötlich oder bläulich erscheinen.
Diagnostik
Manchmal kann sich eine TVT auch ohne erkennbare Symptome entwickeln. In solchen Fällen und natürlich auch im Falle von Symptomatik kann die Diagnose durch bildgebende Verfahren wie einen Kompressions-Ultraschall oder eine Blutabnahme gestellt oder widerlegt werden.
- Farbkodierte Kompressions-Sonographie (FKDS): Hier werden die Venen der Beine oder Arme mittels Ultraschall dargestellt und in bestimmten Regionen durch vorsichtigen Druck die verdächtigen Venenabschnitte untersucht. Hierdurch lassen sich sehr verlässlich Thrombosen darstellen. Die Methode ist schonend und birgt keine relevanten Risiken für den betreffenden Patienten
- Laborchemische Diagnsotik: Gelegentlich werden bestimmte Gerinnungsstoffe, wie die sogenannten D-Dimere und weitere Gerinnungsfaktoren mit bestimmt, vor allem um einen Ausschluss einer Thrombose mit möglichst hoher Genauigkeit und Sicherheit zu erreichen.
- Phlebographie: Im Falle von weiterhin bestehender Unsicherheit oder im Falle einer Notwendigkeit einer Stentimplantation in besonderen Situationen, wie bspw. Beim May Turner Syndrom, kann auch eine MR-Phlebographie oder CT-Phlebographie erfolgen. Hier werden die Becken- bzw. zentralen Venen dargestellt und das umliegende Gewebe untersucht. Dadurch lassen sich Kompressions-Syndrome erkennen und eine Therapie planen
- Gerinnungsdiagnostik: Wir arbeiten eng mit unseren Kollegen der Gerinnungsmedizin und Hämostaseologie zusammen. Im Falle erblich bedingter Risikofaktoren werden unsere Patienten an die Kollegen verwiesen und interdisziplinär betreut.
- Umfelddiagnostik: Sollte eine Thrombose aus „heiterem Himmel“ auffällig geworden sein, ohne dass begünstigende Provokationsfaktoren vorgelegen haben sollten, kann dies auf ein sogenannten paraneoplastisches Syndrom hindeuten. Wir beraten unsere Patienten bei einem solchen Verdacht individuell hinsichtlich weiterführender Diagnostik (Ultraschall des Bauches, CT/MRT, gynäkologische oder urologische Untersuchung, Magen-Darm-Spiegelung usw.).
Therapie
Antikoagulation (Blutverdünnung)
In den meisten Fällen reicht eine rein medikamentöse Therapie mit sogenannten Blutverdünnern aus, die das Blutgerinnsel innerhalb weniger Monate auflösen können. Meist beläuft sich die Therapiedauer bei isolierten peripheren Thrombosen für 3-6 Monate. Sollte begleitend eine Lungenembolie aufgetreten oder die Thrombose langstreckig sein, kann auch manchmal eine Therapie für ein ganzes Jahr ausgedehnt werden. In jedem Falle werden unsere Patienten im Verlauf mittels Ultraschall kontrolliert, um den Therapieerfolg abzuschätzen und ggf. die Therapie anzupassen.
Lyse/interventionelle Thrombektomie
Im Falle besonders ausgeprägter Befunde, kann eine reine Blutverdünnung nicht ausreichen. Eine Lyse ist eine besonders effektive Therapie, Gerinnsel aufzulösen. Diese kann über einen Kathetereingriff in die entsprechende Zielregion lokal eingebracht werden, damit sich die Thrombose besser auflösen lässt. Über einen solchen Kathetereingriff lassen sich die Gerinnsel gelegentlich auch entfernen (sog. Thrombektomie).
Stentimplantation
Sollten die Voraussetzungen für ein symptomatisches Kompressionssyndrom gegeben sein, so kann es in ausgewählten Fällen zu einer Stentimplantation kommen. Dabei wird die betroffene Vene durch den Stent (Gefäßstütze) offen gehalten, damit der Abstrom wieder ungehindert funktionieren kann.
Wichtige Notfallinformationen
Thrombosen sind eine ernsthafte Erkrankung, da sich das Blutgerinnsel lösen und zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie einer Lungenembolie führen kann, wenn es sich durch das Blutgefäßsystem bis in die Lunge bewegt. Daher ist es wichtig, sofort einen Arzt aufzusuchen, wenn Sie Anzeichen oder Symptome einer TVT bemerken, insbesondere wenn Sie ein erhöhtes Risiko für diese Erkrankung haben.
Im akuten Fall empfehlen wir eine Vorstellung in der Notaufnahme. Nehmen Sie gerne mit uns hierüber telefonisch Kontakt auf.