Patienteninformationen
Elterninformationen
Unser interaktives Kinderbuch mit Tagebuch begleitet kleinere Kinder und ihre Familien auf die Herzoperation vor. Kobold Mutz begleitet die kleine Anna während des Krankenhausaufenthalts.
Anästhesiesprechstunde/Prämedikation
Unser Verständnis von Anästhesie und Narkose umfasst die sichere und fürsorgliche Betreuung der Patientin bzw. des Patienten vor, während und nach einem Eingriff.
Dazu gehört, dass wir versuchen, Ihnen im Rahmen eines Prämedikationsgesprächs jeden Schritt der Behandlung so verständlich wie möglich zu erklären – die notwendigen Vorbereitungen für die Operation, das Geschehen im Operationssaal, die erforderlichen Maßnahmen für Ihre Überwachung und die weitere Versorgung nach der Operation. Wir nehmen uns Zeit für Sie und Ihre Fragen.
Das Prämedikationsgespräch findet in unserer Anästhesiesprechstunde auf Station WD2 oder in Ihrem Zimmer statt. Hierbei werden im persönlichen Gespräch zwischen Anästhesist:in und Patient:in die Krankengeschichte inklusive der aktuellen Medikation aufgenommen und sämtliche Befunde ausgewertet. Für die Durchführung einer sicheren und komfortablen Narkose ist die Kenntnis von Vorerkrankungen und aktueller Medikation wichtig.
Das verwendete Narkoseverfahren hängt in hohem Maß von der geplanten Operation ab. Sofern es der Eingriff zulässt, werden hierbei aber selbstverständlich Patientenwünsche berücksichtigt.
Sie werden von uns außerdem über notwendige Verhaltensweisen vor der Operation informiert, zum Beispiel inwieweit Nüchternheit geboten ist oder ob die Einnahme einer bestehenden Medikation fortgesetzt werden soll.
Im Rahmen des Gesprächs können und sollen Sie Ihre Fragen, aber auch etwaige Ängste und Sorgen hinsichtlich der Anästhesie mit unserem Team besprechen, damit wir Ihnen alles so genau wie möglich erläutern können.
Um die Abläufe in unserer Anästhesiesprechstunde flüssig zu gestalten, bitten wir Sie, sofern es Ihnen möglich ist, den Ihnen auf Station ausgehändigten Anästhesiefragebogen vorab vollständig auszufüllen. Bitte bringen Sie außerdem Ihren aktuellen Medikationsplan sowie, falls vorhanden, einen Allergiepass, Notfallpass oder Anästhesieausweis mit.
Anästhesie
Am Deutschen Herzzentrum der Charité haben wir ein klares Ziel: die Belastung des operativen Eingriffs für Sie so gering wie möglich zu halten, bei größtmöglicher Sicherheit.
Wir möchten dazu beitragen, dass Sie so schnell wie möglich wieder in Ihren gewohnten Alltag zurückkehren können.
Unser kompetentes Team aus Ärzt:innen und Pflegenden steht Ihnen mit großer Erfahrung, zeitgemäßen anästhesiologischen Konzepten und Verfahren und mit Hilfe modernster Medizintechnik rund um die Uhr zur Verfügung. Unsere hochqualifizierten Spezialist:innen sind für die Betreuung von Patient:innen bei herzchirurgischen Eingriffen besonders geschult, bilden sich auf diesem Feld kontinuierlich fort und sorgen wiederum für eine zukunftsorientierte Weiterbildung ihrer Kolleg:innen.
Alle ärztlichen Mitarbeiter:innen der Abteilung haben eine spezielle Ausbildung in transösophagealer Echokardiographie (Schluck-Ultraschalluntersuchung des Herzens) durchlaufen und stehen mit ihrer Expertise den operativen und interventionellen Kolleg:innen jederzeit zur Seite. Besonders in der Herzchirurgie greifen die Tätigkeiten der Fachbereiche Anästhesiologie und Chirurgie wie Zahnräder ineinander – im Deutschen Herzzentrum Berlin verstehen wir uns deshalb als ein Team mit einem gemeinsamen Ziel: Ihre Gesundheit.
Der Ausdruck „Anästhesie“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet Unempfindlichkeit. In der Medizin versteht man hierunter die Ausschaltung bestimmter Empfindungsqualitäten, im Besonderen der Schmerz- und Berührungsempfindung. Nicht jede Form der Anästhesie führt dabei zwingend auch zum Bewusstseinsverlust.
Während konventionelle herzchirurgische Operationen mit Öffnung des Brustkorbs und unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine regulär in Allgemeinanästhesie durchgeführt werden, können zum Beispiel kathetergestützte Verfahren wie ein interventioneller Ersatz der Aortenklappe oder das sogenannte MitraClip-Verfahren zur Behandlung einer Mitralklappeninsuffizienz auch in örtlicher Betäubung oder in einem schmerzfreien Dämmerschlaf, einer sogenannten Analgosedierung, durchgeführt werden.
Für die meisten Operationen und Eingriffe benötigen wir zur Überwachung Ihrer Herz- und Kreislauffunktionen und zur Therapiesteuerung Gefäßzugänge. Hierbei handelt es sich um kleine, dünne Schläuche aus Kunststoff, die mittels Ultraschall sicher und schmerzfrei in Blutgefäßen, vornehmlich an den Handgelenken, einer Halsseite oder auch in der Leiste, platziert werden. Dies geschieht entweder in lokaler Betäubung oder bei geplanter Vollnarkose erst nach Einleitung des Narkoseschlafs. Bei sämtlichen Allgemeinanästhesien überwachen wir selbstverständlich kontinuierlich Ihre Narkosetiefe, so dass intraoperative Wachheit oder zu tiefe Betäubung äußerst unwahrscheinlich sind.
Unabhängig vom gewählten Verfahren liegt uns die rasche Wiederherstellung Ihrer Leistungsfähigkeit besonders am Herzen. Deshalb wird ein großer Teil der Eingriffe in unserem Haus schon von vornherein als Fast-Track (zu Deutsch: „Überholspur“) vorgesehen. Hierbei werden weniger invasive chirurgische Techniken und besonders kurzwirksame anästhesiologische Verfahren miteinander kombiniert, um eine noch zügigere Erholung und Rekonvaleszenz zu gewährleisten.
Bei uns sind Sie in guten Händen.
Kinderkardioanästhesie
Die Narkoseführung und das Aufrechterhalten der Kreislauffunktionen von Patient:innen mit angeborenem Herzfehler bei einem herzchirurgischen Eingriff erfordert eine ganz besondere Spezialisierung der Anästhesiologie.
Deshalb haben wir am Deutschen Herzzentrum der Charité ein für diesen Bereich besonders ausgebildetes pflegerisches und ärztliches Team.
Alle Anästhesist:innen unseres Bereichs für Kinderkardioanästhesie sind Fachärzt:innen für Anästhesiologie mit großer Erfahrung in der Herzchirurgie, einer Zertifizierung in Ultraschalluntersuchungen des Herzens (Echokardiographie) sowie vielfach weiteren Qualifikationen in spezieller Intensivmedizin, Notfallmedizin und/oder kindlicher Echokardiographie, um nur einige zu nennen. Uns liegt am Herzen, dass Sie Ihr Kind in guten Händen wissen.
Im Vorfeld der Operation werden wir mit Ihnen in einem ausführlichen Gespräch alle Einzelheiten der Narkose und der anästhesiologischen Maßnahmen detailliert besprechen und alle Ihre Fragen präzise und verständlich beantworten.
Wir freuen uns, wenn Eltern ihr Kind am Operationstag bis zur Schleuse des Operationstrakts begleiten. Eine Begleitung bis in den Operationssaal oder Einleitungsraum ist allerdings nicht möglich. Zudem überträgt sich die sehr verständliche Nervosität und emotionale Anspannung von Eltern und Begleitpersonen oft auch ungewollt auf die kleinen Patient:innen. Wir bitten um Ihr Vertrauen und Verständnis dafür, dass eine Präsenz während der Operation nicht ermöglicht werden kann.
Eines der grundlegenden Prinzipien in der Praxis der Anästhesiologie ist, dass der Umfang der Überwachungsmaßnahmen sich an der Schwere der zugrundeliegenden Erkrankung der Patient:innen und der Komplexität des geplanten Eingriffs orientiert. Die Überwachung der Herz- und Kreislauffunktion ist in der Herzchirurgie dabei natürlich ein zentraler Aspekt. Sicherheit ist hierbei unser oberstes Gebot. Das bedeutet zum Beispiel, dass bei unseren jungen Patient:innen noch vor Beginn der Operation, aber bereits in Narkose durch Ultraschall geführt verschiedene Gefäßkatheter (u. a. der sogenannte zentrale Venenkatheter oder kurz ZVK) für die Blutdrucküberwachung und zur herznahen Verabreichung von Medikamenten und Flüssigkeit gelegt werden. Außerdem wird in der Regel ein Blasenkatheter für die Protokollierung der Nierenfunktion eingeführt. Darüber hinaus überwachen wir bei allen Eingriffen kontinuierlich die Hirnfunktion und -durchblutung mit hochempfindlichen, auf der Haut angebrachten Elektroden und Sensoren.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der anästhesiologischen Maßnahmen zur Überwachung und Diagnostik auch unserer kleinsten Patient:innen ist die sogenannte transösophageale Echokardiographie (TEE/TOE). Hierbei wird eine je nach Größe des Kindes zum Teil winzig kleine Ultraschallsonde, ähnlich wie ein Endoskop bei einer Magenspiegelung, in die Speiseröhre eingeführt. Da das Herz anatomisch unmittelbar der Speiseröhre anliegt, erhalten die Kinderkardioanästhesist:innen und Kinderkardiolog:innen so Bilder des Herzens und seiner Funktion in höchster Qualität, welche die chirurgische und medikamentöse Therapie leiten.
Aufwändige Korrektureingriffe brauchen oft Zeit. Dennoch ist es mitunter vorteilhaft und bei bestimmten Operationsformen sogar erwiesenermaßen günstiger, die jungen Patient:innen zügig nach Beendigung des Eingriffs aus dem Narkoseschlaf aufwachen zu lassen und den Beatmungsschlauch wieder zu entfernen – natürlich begleitet von einer durchdachten und an die Bedürfnisse des Kindes angepassten Schmerztherapie. Das Team der Klinik für Kardioanästhesiologie und Intensivmedizin und unsere Kolleg:innen der Klinik für Chirurgie angeborener Herzfehler haben sich schon früh gemeinsam mit diesem sogenannten Fast-Track-Prinzip bei hierfür geeigneten Eingriffen auseinandergesetzt und die möglichen Vorteile untersucht. Daher können wir auf eine ausgedehnte und positive Erfahrung mit diesem Verfahren zurückblicken. In gemeinsamen Besprechungen legen wir die beste Vorgehensweise für alle Patient:innen individuell fest.
Die Nachbetreuung der Patient:innen nach herzchirurgischen Operationen erfolgt auf der Kinderintensivstation des Deutschen Herzzentrums Berlin, wo die Kolleg:innen der Klinik für Angeborene Herzfehler – Kinderkardiologie die weitere Versorgung übernehmen. Nach einer ausführlichen Übergabe und einem Bericht über den operativen Verlauf und die Narkose wird Ihr Kind hier bis zur Verlegung auf die Normalstation intensiv betreut. Die ausführliche Überwachung sowie eine eventuell notwendige Kreislauf- und Schmerztherapie laufen hierbei natürlich nahtlos weiter.
Auf unsere Professionalität und Sorgfalt können Sie vertrauen.
Für eine ergänzende kindgerechte Illustration des Krankenhausaufenthalts im Rahmen einer Herzoperation empfehlen wir z. B. das online verfügbare Buch „Annas Herzoperation“ vom Bundesverband Herzkranke Kinder e. V., das Sie über folgenden Link erreichen können:
https://bvhk.de/wp-content/uploads/2016/11/Annas-Herzoperation-deutsch-Download.pdf
PACU
Der frühere Begriff für PACU (Post Anesthesia Care Unit) lautet „Aufwachraum“ – darunter kann man sich ohne medizinische Vorbildung vielleicht etwas mehr vorstellen.
Der Aufwachraum ist ein abgetrennter Bereich des OPs, in dem Sie bzw. Ihre Angehörigen postoperativ rasch und stressfrei aus der Narkose aufwachen, zügig von der Beatmung entwöhnt werden und somit möglichst frühzeitig wieder die volle Selbständigkeit zurückerlangen.
Die PACU ist eine wichtige Schnittstelle zwischen Operationssaal, Intensivstation und den sogenannten Normalstationen: Auf sechs Bettplätzen, die vollwertigen Intensivbettenplätzen entsprechen, übernehmen wir tagtäglich direkt aus dem Operationssaal Patient*innen des gesamten Spektrums der Herzchirurgie, die gemäß der Kriterien unseres Fast-Track-Protokolls innerhalb kürzester Zeit nach der Operation wieder aus der Narkose aufwachen können.
Dieses Konzept hat sich im Deutschen Herzzentrum der Charité besonders für die als sog. „minimalinvasive Chirurgie“ (MIC) durchgeführten Operationen bewährt (z. B. MIC-Mitralklappenrekonstruktion/-ersatz, MIC-Aortenklappenersatz, minimalinvasive Bypasschirurgie). Diese Patient*innen sind meist innerhalb der ersten Stunden nach dem Eingriff bereits wieder wach und ansprechbar, können frühzeitig mobilisiert werden und erholen sich rasch. Nach abgeschlossener Behandlung in der PACU erfolgt die Weiterbetreuung auf einer Intensivstation meist nur noch bis zum nächsten Tag.
Falls Sie sich einem katheterinterventionellen Eingriff (dazu zählen u. a. TAVI, Mitra-ClipTM, endovaskuläre Verfahren wie TEVAR/EVAR) oder beispielsweise einer Schrittmacherimplantation oder -revision unterziehen, benötigen Sie zwar eine adäquate postoperative Nachbetreuung in einer spezialisierten Überwachungseinheit, in der Kreislauf, Herzrhythmus, Atemtätigkeit, Blutungsneigung, Laborwerte usw. überwacht, kontrolliert und ggf. behandelt werden, müssen aber nicht über Nacht auf einer Intensivstation behandelt werden, sondern können bei stabilen Verhältnissen im Laufe des Operationstags aus der PACU wieder auf die Normalstation zurückverlegt werden.
Intensivmedizin
Nach vielen herzchirurgischen Operationen ist eine intensivierte Überwachung und Therapie notwendig. Diese findet im Deutschen Herzzentrum Berlin auf den Intensivstationen 1 oder 2 statt. Nach vielen herzchirurgischen Operationen ist eine intensivierte Überwachung und Therapie notwendig. Diese findet am DHZC auf den Intensivstationen WD1I, W1I und WD2I statt.
In der Regel befinden Sie sich noch in Narkose, wenn Sie aus dem Operationssaal auf die Intensivstation gebracht werden, so dass Sie sich an die ersten Stunden nicht erinnern werden. Nach der Aufnahme wird die Narkose beendet und sobald Sie erwachen und sich ihre Atmung ausreichend erholt hat, kann der Beatmungsschlauch (Tubus) entfernt werden. Die kontinuierliche Gabe von Medikamenten, die unter Umständen während der Operation notwendig war, um Herzfunktion und Blutdruck zu stabilisieren, kann häufig ebenfalls über die nächsten Stunden beendet werden. Bereits am Abend der Operation könnten Sie in der Lage sein, wieder selbst zu trinken oder sogar eine leichte Mahlzeit zu sich zu nehmen.
Jeder operative Eingriff ist mit Schmerzen verbunden. Diese werden während der Operation durch die Narkose ausgeschaltet. Auf der Intensivstation erhalten Sie weiterhin Medikamente, so dass einem weitestgehend schmerzfreien Erwachen nichts entgegensteht. Im Anschluss ermitteln wir durch eine engmaschige Kontrolle auch weiterhin genau die Dosis an Schmerzmitteln, die Sie benötigen, um aktiv zu Ihrer Genesung beizutragen. Unser Ziel ist es, dass Sie nach unkomplizierten Routineeingriffen am Morgen nach der Operation mit Hilfe von Physiotherapeut*innen an der Bettkante sitzen und eigenständig Ihr Frühstück zu sich nehmen, so dass Sie bereits am ersten Tag nach der Operation auf die weiterbehandelnde Station verlegt werden können.
Gelegentlich dauert die sogenannte Entwöhnung („Weaning“) von der künstlichen Beatmung auch einige Tage. Dies ist insbesondere bei Vorerkrankungen der Lunge oder Herzschwäche der Fall. In diesen Fällen erhalten Sie von uns Medikamente, die es Ihnen ermöglichen, den Beatmungsschlauch in der Luftröhre zu tolerieren. Auch unter diesen Umständen ist es unser Ziel, dass Sie wach sind, um z. B. durch Physiotherapie einer Schwächung der Muskeln vorzubeugen.
Darüber hinaus können eine fortgesetzte Gabe von kreislaufunterstützenden Medikamenten oder andere Organfunktionsstörungen, wie z. B. ein akutes Nierenversagen, Gründe für eine längere Behandlungsdauer auf der Intensivstation sein.
Nach bestimmten Operationen wie beispielsweise Transplantationen, dem Einsetzen eines Herzunterstützungssystems (LVAD/RVAD) oder Notfalloperationen, ist ebenfalls mit einem längeren Aufenthalt auf der Intensivstation zu rechnen. An jedem dieser Behandlungstage wird ein hochspezialisiertes und motiviertes Team aus erfahrenen Gesundheits- und Krankenpfleger*innen, Physio- und Atmungstherapeut*innen sowie ärztlichen Mitarbeiter*innen mit Ihnen zusammen daran arbeiten, dass Sie so schnell wie möglich Ihre persönlichen Ziele in Bezug auf Gesundheit und Selbstständigkeit erreichen können.
Gerade nach herzchirurgischen Eingriffen kann es gelegentlich zu einer akuten Fehlfunktion des Gehirns kommen. Dieses Delir genannte Krankheitsbild ist durch akute Verwirrtheitszustände und der Situation unangemessenes, unter Umständen selbstgefährdendes Verhalten sowie abrupte Änderungen des Wachheitszustands gekennzeichnet.
Um die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ein Delir erleiden, zu senken, wurden am DHZC verschiedene Maßnahmen eingeführt. Dazu gehören unter anderem die Vermeidung von zu tiefer Narkose durch Messung der Gehirnströme (EEG), sofern möglich der Verzicht auf eine Sedierung („künstliches Koma“) auf der Intensivstation und eine protokollierte Reorientierung nach der Operation. Hierfür erhalten Sie noch am Operationstag wieder Ihre Brille und Ihr Hörgerät, sofern Sie darauf angewiesen sind. Auch Ihre Angehörigen können durch Besuche auf der Intensivstation zu Ihrer Genesung und Reorientierung beitragen: Sie können Ihnen erklären, wo Sie sich befinden, was sich ereignet hat und was unternommen wird, damit Sie wieder gesunden oder was in Ihrem gewohnten Umfeld passiert. Ebenfalls hilft es häufig bei längerer Behandlungsdauer, wenn Sie ein Ihnen wichtiges Bild in Sichtweite haben oder evtl. Bücher und aktuelle Zeitschriften mitgebracht bekommen.
Verschiedene medizinische Geräte sind auf einer Intensivstation notwendig, um Organfunktionen zu überwachen und gegebenenfalls zu unterstützen. Diese könnten für Patient*innen und/oder Angehörige einschüchternd wirken, so dass wir Ihnen im Folgenden die Wichtigsten vorstellen möchten:
Monitore sind in der Regel sowohl neben als auch über dem Patientenbett angebracht. Auf ihnen werden ständig die Herzstromkurve (EKG), der Blutdruck, der Sauerstoffgehalt der roten Blutkörperchen (Sauerstoffsättigung) und die Körpertemperatur angezeigt. Bei Bedarf können auch andere Messwerte dargestellt werden.
Um eine genaue Messung des Blutdrucks zu ermöglichen werden häufig arterielle Katheter gelegt. Das sind dünne Schläuche, die am Handgelenk oder an der Leiste in eine Schlagader gelegt werden.
Spritzenpumpen geben kontinuierlich Medikamente ins Blut. Dies können z. B. Medikamente zur Unterstützung des Herzkreislaufs (Katecholamine), zur Bekämpfung von Infektionen (Antibiotika) oder auch Schmerzmedikamente sein. Dafür sind häufig zentrale Venenkatheter (ZVK) erforderlich. Das sind dünne Schläuche, die am Hals oder unter dem Schlüsselbein angelegt werden und in ein großes Blutgefäß führen.
Solange Sie noch nicht ausreichend allein atmen können oder die Lunge nicht wieder ihre volle Funktionsfähigkeit erreicht hat, stehen Beatmungsgeräte bereit. Mit Hilfe eines Beatmungsschlauchs (Tubus), der durch den Mund in die Luftröhre eingebracht wurde, oder einer Maske kann das Beatmungsgerät ein Sauerstoff-Luft-Gemisch in die Lunge befördern und somit die Atmung unterstützen.
Auch wenn Sie durch den Beatmungsschlauch nicht sprechen können, werden wir Ihnen immer eine direkte Kommunikation mit dem Behandlungsteam und Ihren Angehörigen ermöglichen. Dies kann in der einfachsten Form die Beantwortung von Ja/Nein-Fragen durch Kopf- oder Augenbewegungen sein. Als Alternative bieten sich auch Schreibtafeln oder elektronische Geräte (Tablets, Smartphones) an.
Solange Sie nicht normal essen können, erfolgt die Ernährung über einen durch die Nase in den Magen führenden Schlauch (Magensonde) oder in seltenen Fällen über den zentralen Venenkatheter.
Ein Urinkatheter wurde während der Operation durch die Harnröhre in die Blase eingeführt. Hierüber kann der Urin kontinuierlich ablaufen und die Urinproduktion gemessen werden. Der Urinkatheter selbst kann allerdings zu einem Gefühl von Harndrang führen, welches jedoch schnell nachlässt.
Für den seltenen Fall einer schweren Funktionsstörung von Herz und/oder Lunge stehen miniaturisierte Herz-Lungen-Maschinen (ECMO; Extrakorporale Membranoxygenierung) zur Verfügung. Diese können pumpengetrieben über größere Katheter Blut aus dem Körper entnehmen, mit Sauerstoff anreichern und anschließend dem Körper zurückführen.
Hör- oder sichtbare Alarme informieren bereits über kleinste Veränderungen der überwachten Körperfunktionen. In der Regel soll durch einen Alarm die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Situation gerichtet werden, so dass geeignete Maßnahmen ergriffen werden können. Nur in den seltensten Fällen werden dadurch bedrohliche Situationen angezeigt. Ein Alarm muss Sie also nicht verunsichern.
Eine intensivmedizinische Behandlung bleibt auf Geräte angewiesen. Der Fokus unserer Therapie liegt dabei aber immer bei Ihnen und Ihren individuellen Bedürfnissen und der Einbindung Ihrer Angehörigen. Unser Ziel ist, dass Sie so schnell wie möglich wieder zu Kräften kommen, um unsere Station wieder verlassen zu können.
Schmerztherapie
Häufig ist die Vorstellung, operiert zu werden, mit Furcht vor Schmerzen nach dem operativen Eingriff oder sogar mit schmerzhaften Vorerfahrungen dieser Art verbunden.
Keine Angst vor Schmerzen!
Häufig ist die Vorstellung, operiert zu werden, mit Furcht vor Schmerzen nach dem operativen Eingriff oder sogar mit schmerzhaften Vorerfahrungen dieser Art verbunden. Eine gute Schmerztherapie aber schafft die besten Voraussetzungen für eine schnelle Erholung und frühe Mobilisation. Die Schmerzausschaltung beginnt bereits mit Einleitung der Anästhesie und wird intra- und postoperativ fortgesetzt. In den ersten Stunden nach der Operation werden die Schmerzmittelgaben auf der Intensivstation bzw. in der PACU noch vom Sie betreuenden medizinischen Personal intravenös verabreicht. Sobald Sie wach und ansprechbar sind, erhalten Sie die Schmerztherapie nach einem im Haus erarbeiteten und bewährten Schmerzkonzept, das individuell auf Sie abgestimmt wird.
In der Regel wird eine Kombination aus verschiedenen Schmerzmitteln eingesetzt, die regelmäßig nach einem Zeitplan eingenommen werden. Zusätzlich können Sie entsprechend Ihres individuellen Bedarfs weitere Schmerzmittel erhalten, wenn Sie diese benötigen.
Um den Bedarf an Schmerzmitteln bei genau anpassen zu können, werden Sie gebeten, die Stärke Ihrer Schmerzen mit Hilfe einer Schmerzskala abzuschätzen. Diese sogenannte Schmerzmessung wird vom Pflegepersonal oder bei der Visite sowie zur Kontrolle nach Schmerzmittelgabe durchgeführt. Bei dieser Schmerzmessung/Schmerzerfassung wird der Ruhe- und Bewegungsschmerz ermittelt. Bewegung wie Aufstehen oder Husten hat oft schmerzverstärkende Wirkung, besonders nach chirurgischen Eingriffen. Ein wichtiges Ziel des Schmerzmanagements ist es, Schonhaltung zu vermeiden und eine frühe Mobilisation zu erreichen.
Ehrlicherweise muss man anmerken, dass in den ersten postoperativen Tagen - insbesondere wenn noch Drainagen im Operationsgebiet liegen - eine komplette Schmerzfreiheit (entsprechend einem Wert von 0 auf der unten angeführten Skala) oft nicht erreicht werden kann.
Deshalb oder trotzdem: Keine Angst vor Schmerzen!
Der realistisch erzielbare Wert auf der Schmerzskala bei angemessener Schmerztherapie liegt bei 2 bis 3, ab einem Wert von 4 besteht Interventionsbedarf.
Bitte teilen Sie uns unbedingt mit, wenn Sie Schmerzen haben!
Nur Sie können Ihre Schmerzen beurteilen, und Ihr Schmerzempfinden ist unser Richtmaß, auf das wir individuell eingehen. Dafür werden wir Sie bitten, die Schmerzstärke auf einer Skala von 0 bis 10 anzugeben, wobei 0 kein Schmerz bedeutet und 10 dem stärksten vorstellbaren Schmerz entspricht.
Zwar kann niemand nach einer Operation absolute Schmerzfreiheit garantieren, aber wir sind erst zufrieden, wenn Sie es sind.