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Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), auch Schaufensterkrankheit genannt, ist eine Erkrankung, bei der die Blutgefäße, die das Blut von Ihrem Herzen zu Ihren Armen und Beinen transportieren, verengt oder verstopft sind. Dies geschieht oft durch die Ablagerung von Cholesterin und anderen Substanzen an den Wänden der Arterien, was als Arteriosklerose bezeichnet wird.

Risikofaktoren

Rauchen: Rauchen ist einer der Hauptrisikofaktoren für pAVK. Die Substanzen im Tabak können die Arterien schädigen und zu Ablagerungen führen, die die Durchblutung beeinträchtigen. Ein Nikotinverzicht ist in jedem Falle ratsam und senkt das Risiko eine Verschlechterung der paVK bzw. deren Auftreten.

Diabetes mellitus: Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für pAVK, da hohe Blutzuckerspiegel die Blutgefäße schädigen und Ablagerungen in den Arterien begünstigen.

Bluthochdruck: Ein hoher Blutdruck kann dazu führen, dass die Arterienwände durch die Scherkräfte geschädigt werden und sich Ablagerungen (Plaques) ansammeln, was die Durchblutung behindern kann.

Hoher Cholesterinspiegel: Ein hoher LDL-Cholesterinspiegel kann zu Ablagerungen in den Arterien führen, die diese verengen und die Durchblutung beeinträchtigen können.

Familiäre Vorbelastung: Wenn in Ihrer Familie bereits Fälle von pAVK, Schlaganfall oder Herzinfarkt aufgetreten sind, haben Sie möglicherweise ein erhöhtes Risiko, eine Schaufensterkrankheit zu entwickeln.

Alter: Das Risiko für pAVK steigt mit zunehmendem Alter, da die Arterien im Laufe der Zeit an Elastizität verlieren und sich Ablagerungen ansammeln können.

Bewegungsmangel: Ein inaktiver Lebensstil kann das Risiko für pAVK erhöhen, da Bewegung dazu beiträgt, die Durchblutung zu fördern und die Gesundheit der Arterien zu unterstützen.

Übergewicht oder Fettleibigkeit: Übergewicht belastet das Herz-Kreislauf-System und kann zu einem erhöhten Risiko für pAVK führen, insbesondere wenn es mit anderen Risikofaktoren wie Diabetes oder hohem Blutdruck verbunden ist. Durch eine Senkung des Übergewichts lässt sich häufig der Blutdruck verbessern und demzufolge auch das Risiko senken, eine pAVK zu bekommen oder ein Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen.

Es ist wichtig, diese Risikofaktoren zu kennen und zu versuchen, sie zu kontrollieren oder zu reduzieren, um das Risiko für pAVK zu verringern. Dies kann durch eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, Rauchverzicht und die Kontrolle von Blutzucker-, Cholesterin- und Blutdruckwerten erreicht werden. Wenn Sie sich über Ihr persönliches Risiko für pAVK Sorgen machen, sprechen Sie am besten mit Ihrem Hausarzt darüber. Für weitere Fragen bzgl. Diagnostik und Therapie stehen wir dann auch gerne zur Verfügung.

Symptome

Wenn Sie an der Schaufensterkrankheit leiden, können Sie verschiedene Symptome bemerken. Ein häufiges Anzeichen ist das Gefühl von Schmerzen oder Krämpfen in Ihren Beinen während des Gehens oder während anderer körperlicher Belastungssituationen. Dies wird als "Claudicatio intermittens" bezeichnet. Diese Schmerzen treten auf, weil Ihre Beine nicht genügend Blut erhalten, um die erhöhte Muskelaktivität zu unterstützen.

Ein weiteres Symptom kann sein, dass Ihre Beine kalt oder blass werden, insbesondere beim Hochlagern der Beine oder im Liegen. Dies liegt daran, dass das verengte oder blockierte Blutgefäß den normalen Blutfluss zu Ihren Extremitäten einschränkt. Sollte dies plötzlich auftreten und verbunden mit Kälte und Schmerz sein, dann sollten Sie sich zügig in die nächstgelegene Rettungsstelle begeben, da möglicherweise eine Amputation drohen könnte. In fortgeschrittenen, chronischen Fällen kann es sogar zu Geschwüren oder Wunden an Ihren Füßen oder Beinen kommen, die schlecht heilen und sich infizieren können.

Es ist wichtig, die pAVK frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, da unbehandelte Fälle zu schwerwiegenderen Problemen wie Gewebeschäden, Infektionen oder sogar Amputationen führen können. Wer an pAVK erkrankt ist, hat auch ein erhöhtes Risiko an anderen kardiovaskulären Erkrankungen wie koronare Herzerkrankung (KHK) oder zerebrovaskuläre Erkrankungen (CVK, Schlaganfall) zu erkranken.

Wenn Sie eines dieser Symptome bemerken, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen, der Ihnen bei der Diagnose und Behandlung helfen kann.

Diagnostik

Ankle-Brachial Index (ABI) oder Knöchel-Arm-Index: Dies ist ein einfacher und nicht-invasiver Test, bei dem der Blutdruck in den Armen und Beinen gemessen wird, um ein Quotient der beiden Werte zu bilden. Ein niedriger ABI deutet auf eine verminderte Durchblutung hin und kann ein Hinweis auf PAVK sein.

TOPP-Methode (Tissue Optical Perfusion Pressure): Diese Methode umfasst die simultane automatisierte Messung des Knöchel-Arm-Index und Pulswellen- Index.Mit TOPP sowie ABI als All-in-one-Screening-Methode werden Patienten mit unbekannter oder unbestätigter pAVK früher diagnostiziert und früher behandelt.

Transkutaner Sauerstoffpartialdruck (TcpO2): Durch diese nicht invasive Methodewird der Sauerstoffpartialdruck im Gewebe gemessen. Somit kann die Mikroperfusion der Kapillargefäße gemessen werden. Bei Patienten mit chronischer kritischer Ischämie mit drohender Amputationsgefahr oder mit chronischer Wundheilungsstörung auf dem Boden einer pAVK kann diese Methode zur Therapieentscheidung sowie Überwachung angewendet werden.

Doppler- und Duplex-Sonographie: Diese bildgebenden Verfahren verwenden Ultraschall, um den Blutfluss in den Arterien zu visualisieren und Anomalien wie Verengungen oder Verschlüsse zu identifizieren. Duplexsonographie ist strahlungsfrei und schnell verfügbar. Durch unsere High-End Geräte haben wir ein sehr hohes Auflösungsvermögen der Bilder, kombiniert mit unserer Fachexpertise können wir bis 95% der Gefäßverengung der Becken-Bein-Arterien diagnostizieren. In seltenen Fällen muss die Diagnostik insbesondere bei Fettleibigkeit mit einer Schnittbildgebung (siehe unten) erweitert werden.

Laufbandtest: Der Laufbandtest ist eine einfache und nicht-invasive Methode, um das Ausmaß der Durchblutungsstörung bei pAVK zu beurteilen und manchmal auch bei variablen Beschwerden die Indikation zur invasiven Therapie zu stellen. Es kann auch verwendet werden, um den Erfolg von Behandlungen zu überwachen und die Fortschritte des Patienten im Laufe der Zeit zu verfolgen.

Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT): Diese bildgebenden Verfahren können ebenfalls verwendet werden, um detaillierte Bilder der Blutgefäße zu erhalten und Verengungen oder Verschlüsse zu identifizieren. In einigen Fällen ist dies zur Therapieplanung ein notwendiger diagnostischer Schritt.

Digitale Subtraktionsangiographie (DSA): Bei diesem invasiveren Verfahren wird ein Kontrastmittel in die Arterien injiziert, um ihre Struktur und Durchblutung auf Röntgenbildern sichtbar zu machen. Dies kann helfen, den genauen Ort und Schweregrad der Verengung zu bestimmen. Die Angiographien werden bei uns fast ausschließlich verwendet, um dann unmittelbar nach dem Auffinden der Zielläsion, diese auch zu therapieren. Weitere Informationen auf der Seite der Angiologie am CCM.

Die Auswahl der diagnostischen Verfahren hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Symptome des Patienten, seiner medizinischen Vorgeschichte und der Verfügbarkeit von Ressourcen in der medizinischen Einrichtung.

Therapie

Konservative Therapie

Wenn sich gemeinsam mit dem Patienten für eine konservative Therapie entschieden wird, steht die medikamentöse Einstellung der o.g. Risikofaktoren im Mittelpunkt. Außerdem ist zur Verbesserung der schmerzfreien Gehstrecke ein strukturiertes Gehtraining essentiell. Strukturelles Gehtraining kann über den Hausarzt oder Gefäßmediziner rezeptiert werden und dient zur Steigerung der Kondition und fördert die Gefäßneubildung.

Interventionelle Therapie

Endovaskulär

Wenn die pAVK bei Ihnen mit den entsprechenden Beschwerden diagnostiziert wird und die Indikation zur Therapie gestellt wird, können viele Läsionen endovaskulär therapiert werden. Das bedeutet durch einen geeigneten Gefäßzugang unter lokaler Betäubung, ohne eine Gefäßfreilegung, die Gefäßverengungen/Verschlüsse wieder geöffnet werden kann. In vielen Fällen reicht es aus, eine Vordilation mit einem normalen Ballon vorzunehmen und eine abschließende Therapie mit einem medikamentenbeschichteten (drug-eluting) Ballon durchzuführen. Bei unzureichendem Therapieeffekt kann in manchen Fällen eine Stentimplantation notwendig sein. In besonderen Härtefällen bei massiv kalzifizierten Gefäßen ist eine Gefäßpräparation mit Entfernung von Plaquematerial im Vorfeld notwendig. Eine solche Therapiemethode wird als Atherektomie genannt und regelmäßig in unserem Katheterlabor bei passender Indikation für anhaltende gute Ergebnisse durchgeführt.

(für weitere Information bitte siehe unser Leistungsangebot der invasiven Angiologie)

Chirurgisch

Durch ungünstige Läsionslokalisation oder Läsionslängen für Stentimplantationen hat in manchen Fällen, eine gefäßchirurgische Operation Vorteile gegenüber eines endovaskulären Vorgehens. Solche Fälle werden regelmäßig in unserem interdisziplinären Gefäßteam vorgestellt und die bestmögliche individuelle Therapie für Sie entschieden.

Unabhängig davon welche Therapieform für Sie in Frage kommt - unser Therapiekonzept besteht aus 3 Säulen: Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Daher lautet unser Motto: Herzkreislaufmedizin aus einer Hand. Das ist einzigartig. Wir sind immer am Puls unserer Patient:innen.

Autoren

Dr. med. Surath Perera | Oberarzt Normalstation CCM

Dr. med. Surath Perera ist Oberarzt der Normalstation an der DHZC-Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Campus Charité Mitte (CCM). 

Roberto Fernandes Branco | Oberarzt Angiologie, Leiter angiologische Funktionsdiagnostik CCM

Roberto Fernandes Branco ist Oberarzt Angiologie und Leiter der angiologischen Funktionsdiagnostik an der DHZC-Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Campus Charité Mitte (CCM).