Kardiotechnik am DHZC
Das Deutsche Herzzentrum der Charité bietet das gesamte Spektrum der modernen Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie für alle Altersgruppen an. Die Anforderungen an das Team der Kardiotechnik sind in Bezug auf die Ausbildung, das medizinische Fachwissen und die technische Expertise entsprechend hoch. Die enge fachübergreifende Zusammenarbeit mit Chirurg:innen, Anästhesist:innen sowie der OP- und Anästhesiepflege ist eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung von Operationen. Dies gilt insbesondere für komplexe Eingriffe.
Das Team der Kardiotechnik am DHZC forscht kontinuierlich an der Weiterentwicklung von Behandlungskonzepten, beteiligt sich an zahlreichen Multicenter-Studien und nimmt regelmäßig an Fachtagungen teil.
Kardiotechniker:innen unterstützen die Therapie von akut erkrankten Patient:innen in allen Bereichen der Herzmedizin und werden im Deutschen Herzzentrum der Charité beispielsweise im herzchirurgischen Operationssaal, auf der Intensivstation und im sonstigen stationären Bereich eingesetzt.
Entwicklung der Kardiotechnik
Ohne die Einführung der Herz-Lungen-Maschine Anfang der fünfziger Jahre wäre die Entwicklung der modernen Herzchirurgie nicht möglich gewesen. Bis heute sind trotz der stetigen Weiterentwicklung minimalinvasiver OP-Techniken viele Eingriffe am offenen Herzen nicht möglich, ohne das Herz stillzulegen und den Kreislauf des Patient:innen mit einer Herz-Lungen-Maschine aufrechtzuerhalten.
Weil immer mehr herzchirurgische Eingriffe durchgeführt wurden, war es nötig, Fachkräfte zur Durchführung dieser sogenannten maschinellen „extrakorporale Zirkulation“ auszubilden. So sind das noch relativ junge Berufsbild der Kardiotechnikerin bzw. des Kardiotechnikers und entsprechende Studiengänge entstanden.
Die Aufgaben der Kardiotechnik haben sich inzwischen beträchtlich erweitert. Neben der Steuerung der Herz-Lungen-Maschine arbeiten Kardiotechniker:innen heute auch mit Systemen zur mittel- bis langfristigen Kreislauf-Unterstützung, mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren.
Aufgaben der Kardiotechnik
Viele Operationen am Herzen und den großen herznahen Blutgefäßen – wie etwa der Hauptschlagader (Aorta) – können nur am stillstehenden Herzen durchgeführt werden. Damit ist auch die Funktion der Lunge stillgelegt. Zu Beginn der Operation werden die Blutgefäße vom und zum Herzen deshalb über Kanülen und Schläuche mit der Herz-Lungen-Maschine verbunden.
Kardiotechniker:innen überwachen die Funktion der Herz-Lungen-Maschine während der Operation. Dazu gehört, Werte wie den Sauerstoffgehalt, die Temperatur oder den PH-Wert des Blutes kontinuierlich zu prüfen und zu regulieren. Ein entsprechend tief reichendes Verständnis für Physiologie und Medizintechnik ist hierfür unabdingbar.
Am Deutschen Herzzentrum der Charité stehen zwölf moderne Herz-Lungen-Maschinen zur Verfügung, drei davon speziell für Säuglinge und Kleinkinder.
Die Extracorporale Membranoxygenierung (ECMO) funktioniert ähnlich wie eine Herz-Lungen-Maschine. ECMO-Systeme sind allerdings wesentlich kleiner als Herz-Lungen-Maschinen. Deshalb kann eine ECMO auch außerhalb des OP-Bereichs bei Patient:innen mit Herz-Kreislauf-Versagen eingesetzt werden.
Eine spezielle Beschichtung der ECMO verhindert die Blutgerinnung, sodass die ECMO über einen Zeitraum von vier Wochen eingesetzt werden kann. Kardiotechniker:innen überwachen den Betrieb des Systems.
Das DHZC betreibt eines der größten ECMO-Programme Europas. Es stehen zwölf der modernsten Systeme zur Verfügung, um Patient:innen – vom akuten Notfall bis zu einer mittelfristigen Behandlung – zu versorgen. Drei ECMO-Systeme sind speziell auf Kinder ausgelegt.
Zu den Aufgaben der Kardiotechniker:innen am DHZC gehört auch der – teilweise sogar interkontinentale – Transport von ECMO-Patient:innen zur weiteren Versorgung im DHZC. Hierfür stehen vier mobile Systeme bereit.
Wenn sich das Herz – auch durch den Einsatz eines ECMO-Systems – nicht erholt oder die Erholung länger dauert, können Pumpen direkt am Herz der Patientin bzw. des Patienten eingesetzt werden. Diese sogenannten Kunstherz-Systeme versorgen den Kreislauf der Patient:innen langfristig. Das Deutsche Herzzentrum der Charité betreibt das größte Kunstherz-Programm der Welt. Aufgabe der Kardiotechniker:innen im OP ist es, die Systeme vor der Implantation zu prüfen und vorzubereiten.
Auch beim chirurgischen Einsatz von Herzschrittmachern und Defibrillatoren prüft das Team der Kardiotechnik die Einstellung und Steuerung der Geräte. Entsprechend detaillierte medizinische wie technische Kenntnisse sind hierfür zwingend notwendig.
Herz-Lungen-Maschinen für Kinder und Säuglinge: Weltweit einzigartige Expertise
Bei schweren angeborenen Herzfehlern müssen Neu- oder sogar Frühgeborene kurz nach der Geburt operiert werden; nur so können sie überleben. Das sehr geringe Blutvolumen dieser kleinsten Patient:innen steht in einem besonders ungünstigen Verhältnis zu dem Flüssigkeitsvolumen, mit dem eine Herz-Lungen-Maschine vor Beginn des Eingriffs gefüllt werden muss. Gleichzeitig ist die Verwendung von Blutkonserven hier ein besonderes Risiko.
In jahrelanger enger Zusammenarbeit mit den Herstellern sowie Chirurg:innen, Kinderkardiolog:innen und Anästhesist:innen am DHZC konnte die Kardiotechnik am DHZC spezielle Herz-Lungen-Maschinen für Neu- und Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von weniger als 2.000 Gramm entwickeln. Diese Mini-Herz-Lungen-Maschinen ermöglichen routinemäßige, fremdblutfreie Operationen bei Früh- und Neugeborenen. Diese Operationsweise führt nachweislich zu einer besseren Erholung der kleinen Patient:innen und ist weltweit einzigartig.
Studium Cardiovascular Perfusion
Klinische Perfusionist:innen und Kardiotechniker:innen sind hochwertig ausgebildete und in vielen Fachgebieten einsetzbare medizinische Fachkräfte.
Die DHZB Akademie bietet das Studium Cardiovascular Perfusion an. Es richtt sich an Pflegefachkräfte, Operationstechnische Assistent:innen und Anästhesieassistent:innen, die sich zur bzw. zum Kardiotechniker:in qualifizieren möchten.
Herz-Lungen-Maschine, ECMO und Kardiotechnik
Was ist eine ECMO, wie funktioniert sie und was ist der Unterschied zur Herz-Lungen-Maschine? In unserem Video beantwortet der Leiter der OP-Kardiotechnik am DHZC Andreas Matschke diese Fragen. Er erklärt, welche Verantwortung Kardiotechniker:innen in ihrem Job übernehmen, was das Besondere ist und wie man Kardiotechniker:in wird.