Aortenklappenersatz & TAVI
Es existiert keine medikamentöse Therapie der Aortenklappenstenose. Eine hochgradig verengte Aortenklappe muss operativ ersetzt werden. Dazu stehen verschiedene Prothesen zur Verfügung: biologische Prothesen, Kunststoff-Klappenprothesen oder Katheter-Klappenprothesen (TAVI).
Das TAVI-Verfahren eignet sich für Patient:innen, bei denen das Risiko einer Operation zu hoch ist, beispielsweise Patient:innen fortgeschrittenen Alters. Dabei wird die neue Aortenklappe schonend und risikoarm über einen Katheter eingesetzt. Das TAVI-Programm am DHZC gehört zu den größten Deutschlands.
Herzklappenprothesen
Biologische Herzklappenprothesen
Biologische Klappenprothesen werden aus Gewebe von Rindern oder Schweinen hergestellt. Bei biologischen Prothesen ist eine lebenslange Blutverdünnung nicht notwendig. Allerdings kann es vorkommen, dass sie nach zehn bis 15 Jahren erneuert werden müssen.
Kunststoff-Herzklappenprothesen
Kunststoff-Prothesen besitzen zwei Kunststoff-Flügel (sogenannte Doppelflügelprothesen). Sie sind unbegrenzt haltbar. Allerdings muss das Blut lebenslang durch Medikamente verdünnt werden, um Blutgerinnseln vorzubeugen.
Beim TAVI-Verfahren wird über einen Katheter eine zusammengefaltete biologische Herzklappe an die Stelle der alten Klappe gesetzt.
(Bild: DHZC/Külker)
Chirurgischer Aortenklappenersatz
Ein chirurgischer Aortenklappenersatz kann entweder über eine komplette Brustbeineröffnung oder minimalinvasiv durch eine partielle Brustbeineröffnung oder einen seitlichen Zugang am vorderen rechten Brustkorb durchgeführt werden. Bei dieser Methode kommt die Herz-Lungen-Maschine zum Einsatz. Die erkrankte Herzklappe wird samt Verkalkungen sorgfältig entfernt und anschließend wird eine Herzklappenprothese eingenäht.
Kathetergestützter Aortenklappenersatz (TAVI)
Der Eingriff
Ist das Risiko einer Operation hoch – beispielsweise bei Patient:innen fortgeschrittenen Alters –, wird die neue Aortenklappe über einen Katheter eingesetzt. Dafür wird das TAVI-Verfahren genutzt. TAVI steht für „Transcatheter Aortic Valve Implantation“, also Transkatheter-Aortenklappen-Implantation.
Das TAVI-Verfahren wird ohne Spaltung des Brustbeins und ohne Herz-Lungen-Maschine durchgeführt. Über einen Herzkatheter dehnt die Ärztin bzw. der Arzt zunächst die erkrankte Klappe mit einem Ballon auf. Anschließend wird – ebenfalls über den Katheter – eine zusammengefaltete biologische Herzklappe an die Stelle der alten Klappe gesetzt. Die alte Herzklappe wird in die Wand der Aorta gedrückt und die neue Klappe spannt sich nach Zurückziehen des Katheters auf. Sie ist in einem Drahtgerüst verankert, das sich beim Aufspannen an der richtigen Stelle verhakt.
Der Katheter wird meist über einen kleinen Einschnitt an der Leiste über Leistenarterie und Aorta bis ins Herz vorgeschoben (transfemoral). Falls die Leistenarterien zu klein oder die Hauptschlagadern schwer verkalkt sind, wird die Klappe über andere Gefäße (z.B. Schlüsselbeinarterie, Halsschlagader) oder über die Herzspitze eingeführt (transapikal). Dabei wird zwischen der fünften und sechsten Rippe unterhalb der Brustwarze ein wenige Zentimeter langer Hautschnitt vorgenommen. Darunter befindet sich die Herzspitze, über die der Katheter eingeführt und die Herzklappe implantiert werden kann.
Der aufgedehnte Ballonkatheter mit dem Haltegerüst für die Ersatz-Aortenklappe.
(Foto: Edwards Lifesciences)
Das TAVI-Programm am DHZC
Das TAVI-Programm am DHZC gehört zu den größten Deutschlands. Am Deutschen Herzzentrum der Charité werden jedes Jahr mehr als 1.300 TAVI-Eingriffe zum Ersatz der Aortenklappe durchgeführt.
Die Eingriffe werden stets von erfahrenen Kardiolog:innen und Herzchirurg:innen gemeinsam im sogenannten "Heart-Team" geplant und vorgenommen.
Hierzu stehen drei hochmoderne Hybrid-Operationssäle zur Verfügung, die zugleich die Möglichkeiten eines Herzkatheterlabors (bewegliche Röntgenanlage) und die Ausstattung eines Operationssaals bieten. Bei Komplikationen können im Hybrid-OP sofortige herzchirurgische Maßnahmen ergriffen werden.
Das interdisziplinäre TAVI-Team
Erfahrene Kardiolog:innen und Herzchirurg:innen führen den kathetergestützten Ersatz der Aortenklappe gemeinsam im sogenannten "Heart-Team" durch und planen den Eingriff sorgfältig und individuell auf die Bedürfnisse der Patientin bzw. des Patienten abgestimmt.
Das TAVI-Team am DHZC verfügt über langjährige Erfahrung und Expertise. Die Mediziner:innen arbeiten interdisziplinär zusammen und führen den Aortenklappenersatz sicher und routiniert durch.
Unsere Teams der Herzchirurgie und der Kardiologie arbeiten bei der Behandlung von Herzklappenpatient:innen seit Jahren eng zusammen. Diese Zusammenarbeit wird jetzt in der neuen Einheit für kathetergestützte Herzklappeneingriffe weiter ausgebaut und gefestigt: Im „Structural Heart Interventions Program (SHIP)".
Das Structural Heart Interventions Program (SHIP)
Jedes Jahr werden am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) mehr als 1.500 interventionelle Herzklappeneingriffe durchgeführt. Damit nimmt das DHZC eine weltweite Spitzenstellung in diesem Bereich ein.
Unsere Teams der Herzchirurgie und der Kardiologie arbeiten bei der Behandlung von Herzklappenpatient:innen seit Jahren eng zusammen. Diese Zusammenarbeit wird in der neuen Einheit für kathetergestützte Herzklappeneingriffe weiter ausgebaut und gefestigt: Das sogenannte „Structural Heart Interventions Program (SHIP)“ vereint die bisherigen klinikübergreifenden Einheiten für kathetergestützte Herzklappeneingriffe, also die Transcatheter Valve Unit (TVU) und die Cardiovascular Core Unit (CVCU).
In der Einheit „Structural Heart Interventions Program (SHIP)“ bündeln wir die medizinische Planung und Durchführung aller katheterbasierten Behandlungen der Herzklappen bei Erwachsenen. Zu den durchgeführten Behandlungen von Erkrankungen der Herzklappen zählen vor allem TAVI-Eingriffe zum Ersatz der Aortenklappe, aber auch kathetergestützte Behandlungen von Erkrankungen der Mitral- und Trikuspidalklappen.
Alle Informationen zu den Leistungen und zum interdisziplinären Team des „Structural Heart Interventions Program (SHIP)“ gibt es hier.
Die Ärztliche Leitung des „Structural Heart Interventions Program (SHIP)“ liegt bei PD Dr. Axel Unbehaun (links) und Prof. Dr. med. Henryk Dreger (rechts).
In dieser Einheit werden Patient:innen von einem festen Team aus verschiedenen Fachbereichen betreut – von der Aufnahme bis zur Entlassung und Nachsorge.