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Die Trikuspidalklappe

Die Trikuspidalklappe ist eine von vier Herzklappen. Sie ist das Ventil zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer. Durch sie fließt sauerstoffarmes Blut aus dem Körper in die rechte Herzkammer und wird von dort in die Lungen gepumpt. Die Trikuspidalklappe verhindert, dass das Blut während des Pumpvorgangs zurückfließt.

Die Trikuspidalklappe besteht aus drei Segeln.

Auch wenn die Trikuspidalklappe seltener von Beeinträchtigungen betroffen ist als die Mitral- oder die Aortenklappe, kann es auch hier zu Klappenfehlern kommen. Die Trikuspidalklappe kann undicht, verengt oder fehlgebildet sein.

In seltenen Fällen kommen Kinder ohne Trikuspidalklappe zur Welt, was als Trikuspidalatresie bezeichnet wird.

Trikuspidalklappeninsuffizienz

Die Trikuspidalklappeninsuffizienz ist die häufigste Erkrankung der Trikuspidalklappe. Hierbei ist die Klappe undicht, sodass Blut zum Teil zurück Richtung Körper fließt. Die Trikuspidalklappeninsuffizienz entsteht in den meisten Fällen durch eine Erweiterung der rechten Herzkammer. Häufig tritt diese Erkrankung auch zusammen mit oder sogar als Folge einer Mitralklappeninsuffizienz auf.

Symptome

Bei einer Undichtigkeit der Trikuspidalklappe fließt das Blut während der Füllungs- und Auswurfphase der Herzkammer zurück in den rechten Vorhof und damit in den Körperkreislauf, wo es sich staut. Durch den steigenden Druck in Venen gelangt Flüssigkeit durch die Gefäßwand ins umgebende Gewebe. So kommt es zu Wassereinlagerungen.

Entsprechend können bei einer Trikuspidalklappeninsuffizienz die folgenden Symptome auftreten:

  • Wassereinlagerungen, vor allem in den Beinen
  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit
  • Zunahme des Bauchumfangs durch Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum
  • Beeinträchtigung der Leberfunktion durch Blutstau in der Leber
Ursachen

Die Trikuspidalklappeninsuffizienz ist nur selten angeboren. Meist ist sie die Folge einer Erweiterung oder Fehlbildung der rechten Herzkammer (Ebstein-Anomalie). Diese kann durch verschiedene Erkrankungen entstehen, zum Beispiel durch Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie) oder infolge einer Klappenerkrankung im linken Herzen, etwa der Mitralklappenstenose.

Gelegentlich entwickelt sich die Undichtigkeit der Trikuspidalklappe auch aufgrund einer rheumatischen Grunderkrankung oder einer bakteriellen Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis).

Trikuspidalklappenstenose

Die Trikuspidalklappenstenose ist ein extrem seltener Herzklappenfehler, bei dem die Öffnung der Trikuspidalklappe verengt ist. Dadurch wird venöses Blut aus der rechten Herzkammer in den Lungenkreislauf gepumpt und fließt nicht zurück in den rechten Vorhof. Da die Trikuspidalklappenstenose normalerweise durch rheumatisches Fieber verursacht wird, tritt diese Herzklappenerkrankung in Ländern mit guter medizinischer Versorgung wie Deutschland mittlerweile nur noch selten auf.

Patient:innen mit Trikuspidalklappenstenose können unter Umständen auch an Mitralklappen- oder an Aortenklappenfehlern leiden.

Diagnose

  • Erkrankungen der Trikuspidalklappe lassen sich mit einer Herzultraschalluntersuchung (Echokardiographie) feststellen.
  • Zusätzlich führen unsere Mediziner:innen bei Bedarf ein Elektrokardiogramm (EKG) oder eine Röntgen-Thorax-Aufnahme durch.
  • Sollte eine Herzklappenoperation notwendig sein, nehmen unsere Ärzt:innen außerdem eine Untersuchung der Herzkranzfgefäße vor, um herauszufinden, auch die Herzkrankgefäße beeinträchtigt sind.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Seite zur Diagnostik.

Therapie

Rekonstruktion der Trikuspidalklappe

In den meisten Fällen kann die defekte Herzklappe rekonstruiert, also repariert, werden, sodass sie wieder einwandfrei funktioniert. Dieser Eingriff wird am DHZC nahezu immer minimalinvasiv vorgenommen. Dabei wird die Trikuspidalklappe über einen kleinen Schnitt auf der rechten Seite des Brustkorbs operiert. Die Herz-Lungen-Maschine wird über einen Zugang an der Leiste angehängt. Um eine gute Sicht auf die Klappe zu haben, wird zusätzlich eine Kamera in die Brusthöhle eingeführt. Das Herz wird stillgelegt, anschließend wird das Herz geöffnet und ein Ring um die Trikuspidalklappe genäht, um sie zu stabilisieren und den Durchmesser zu verringern. Dadurch schließt die Klappe wieder dicht.

Ersatz der Trikuspidalklappe

Nur bei einer hochgradigen Trikuspidalklappeninsuffizienz oder Trikuspidalklappenstenose muss die defekte Herzklappe durch eine biologische Herzklappe ersetzt werden. Diese Prothesen werden aus Gewebe von Rindern oder Schweinen hergestellt. Bei biologischen Prothesen ist eine lebenslange Blutverdünnung nicht notwendig. Allerdings kann es vorkommen, dass sie nach zehn bis 15 Jahren erneuert werden müssen.

Das Structural Heart Interventions Program (SHIP)

Jedes Jahr werden am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) mehr als 1.500 interventionelle Herzklappeneingriffe durchgeführt. Damit nimmt das DHZC eine weltweite Spitzenstellung in diesem Bereich ein. 

Unsere Teams der Herzchirurgie und der Kardiologie arbeiten bei der Behandlung von Herzklappenpatient:innen seit Jahren eng zusammen. Diese Zusammenarbeit wird in der neuen Einheit für kathetergestützte Herzklappeneingriffe weiter ausgebaut und gefestigt: Das „Structural Heart Interventions Program (SHIP)“ vereint die bisherigen klinikübergreifenden Einheiten für kathetergestützte Herzklappeneingriffe, also die Transcatheter Valve Unit (TVU) und die Cardiovascular Core Unit (CVCU).

In der Einheit „Structural Heart Interventions Program (SHIP)“ bündeln wir die medizinische Planung und Durchführung aller katheterbasierten Behandlungen der Herzklappen bei Erwachsenen. Zu den durchgeführten Behandlungen von Erkrankungen der Herzklappen zählen vor allem TAVI-Eingriffe zum Ersatz der Aortenklappe, aber auch kathetergestützte Behandlungen von Erkrankungen der Mitral- und Trikuspidalklappen.

Alle Informationen zu den Leistungen und zum interdisziplinären Team des „Structural Heart Interventions Program (SHIP)“ gibt es hier.

Die Ärztliche Leitung des „Structural Heart Interventions Program (SHIP)“ liegt bei PD Dr. Axel Unbehaun (links) und Prof. Dr. med. Henryk Dreger (rechts).

In dieser Einheit werden Patient:innen von einem interdisziplinärenTeam betreut – von der Aufnahme bis zur Entlassung und Nachsorge.

Die Ärztliche Leitung des „Structural Heart Interventions Program (SHIP)“ liegt bei PD Dr. Axel Unbehaun (links) und Prof. Dr. med. Henryk Dreger (rechts).

In dieser Einheit werden Patient:innen von einem interdisziplinärenTeam betreut – von der Aufnahme bis zur Entlassung und Nachsorge.

Ebstein-Anomalie

Bei Patient:innen, die an Ebstein-Anomalie leiden, sind die Trikuspidalklappe und die rechte Herzkammer fehlgebildet. Das septale und häufig auch das posteriore Segel der Trikuspidalklappe sind zur Herzspitze hin verlagert und die Klappensegel sind missgestaltet, sodass Betroffene auch unter einer Trikuspidalklappeninsuffizienz leiden. Durch die tiefe Lage der Klappen ist die Herzkammer, die den Lungenkreislauf bedient, verkleinert und der Herzvorhof vergrößert.

Dieser angeborene Herzfehler tritt sehr selten auf: Die Ebstein-Anomalie macht weniger als ein Prozent aller angeborenen Herzfehler aus. Die genauen Ursachen der Erkrankung sind noch unklar. Ausführliche Informationen finden Sie auf unserer Seite zur Ebstein-Anomalie

 


Autor

Prof. Dr. med Stephan Jacobs | Stellvertretender Direktor der Klinik Leitender Oberarzt

Prof. Dr. med Stephan Jacobs ist Facharzt für Herzchirurgie und Stellvertretender Direktor der Klinik für Herz- Thorax- und Gefäßchirurgie am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC).