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Endokarditis

Die Endokarditis ist eine Entzündung der inneren Herzschicht (Herzinnenhaut), die als Endokard bezeichnet wird, sowie der Herzklappen. Sie wird meist durch Mikroorganismen wie Bakterien verursacht, die in den Blutkreislauf gelangen und sich an den Herzklappen ansiedeln. Besonders gefährdet sind Patient:innen mit vorgeschädigten Herzklappen oder mit künstlichen Herzklappen.

Unbehandelt kann eine Endokarditis schwerwiegende Komplikationen verursachen oder sogar zum Tod führen. Zu den möglichen Komplikationen zählen etwa eine dauerhafte Schädigung der Herzklappen, zum Beispiel eine Aortenklappeninsuffizienz, oder eine akute Herzschwäche.

Das Endokard

Die Herzwand ist aus drei verschiedenen Schichten aufgebaut – das Endokard ist die innere davon. Es kleidet die Vorhöfe und Kammern des Herzens aus und bildet auch die vier Herzklappen. Die Klappen fungieren als Ventile für das Blut, das mit jedem Schlag durch das Herz gepumpt wird. Bei einer Endokarditis sind in den meisten Fällen eine oder mehrere Herzklappen entzündet.

Symptome

  • Fieber und Müdigkeit (Erschöpfung), die häufig als erste Symptome auftreten.
  • Herzgeräusche, die durch eine Schädigung der Herzklappen entstehen und bei der körperlichen Untersuchung mit einem Stethoskop wahrgenommen werden können.
  • Schwitzen, insbesondere Nachtschweiß, ist ebenfalls ein typisches Symptom.
  • Gewichtsverlust sowie Gelenk- oder Muskelschmerzen sind weitere mögliche Begleiterscheinungen.
  • Die Symptomatik entwickelt sich oft schleichend über mehrere Wochen und variiert je nach Ausmaß der Entzündung und den betroffenen Herzstrukturen.

Ursache

Die primäre Ursache der Endokarditis ist eine bakterielle Infektion, bei der Erreger in den Blutkreislauf gelangen. Dies geschieht häufig über bestehende Infektionen im Körper, etwa im Mundraum, an Hautverletzungen oder im Zusammenhang mit medizinischen Eingriffen. Einmal im Blutkreislauf, neigen die Bakterien dazu, sich bevorzugt an den Herzklappen oder anderen Strukturen des Herzens anzusiedeln, insbesondere wenn diese durch frühere Erkrankungen vorgeschädigt sind oder es sich um künstliche Klappen handelt. Infektionen wie Zahninfektionen oder Hautwunden, die Keime in den Blutkreislauf abgeben, spielen eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der Endokarditis.

Mithilfe der Echokardiographie lässt sich eine Endokarditis zuverlässig feststellen. Diese diagnostische Methode ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Herzklappen und visualisiert charakteristische Anzeichen einer Infektion. Bei Patient:innen mit Verdacht auf Endokarditis kann die Echokardiographie entscheidend dazu beitragen, die Diagnose zu bestätigen.

Die TTE liefert ein möglichst genaues Bild der Herzstrukturen. (Bild: DHZB)
Die TTE liefert ein möglichst genaues Bild der Herzstrukturen. (Bild: DHZB)

Mithilfe der Echokardiographie lässt sich eine Endokarditis zuverlässig feststellen. Diese diagnostische Methode ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Herzklappen und visualisiert charakteristische Anzeichen einer Infektion. Bei Patient:innen mit Verdacht auf Endokarditis kann die Echokardiographie entscheidend dazu beitragen, die Diagnose zu bestätigen.

Diagnose

Die Diagnose einer Endokarditis erfordert mehrere Schritte, um die Infektion zu bestätigen, den Erreger zu identifizieren und das Ausmaß der Herzschädigung zu bestimmen. Hier sind die wichtigsten Methoden:

Blutuntersuchungen
Blutkulturen spielen eine zentrale Rolle bei der Diagnose. Mehrere Blutproben werden entnommen und in Laboren kultiviert, um den verantwortlichen Erreger (in den meisten Fällen Bakterien) zu identifizieren.

Diese Untersuchung hilft auch bei der Bestimmung, welches Antibiotikum am wirksamsten gegen den Erreger ist. Mehrere Blutproben werden über einen bestimmten Zeitraum entnommen, um eine hohe Genauigkeit bei der Erkennung der Bakterien zu gewährleisten.

Echokardiographie 
Die Echokardiographie, insbesondere die transösophageale Echokardiographie (TEE), ist eine zentrale diagnostische Methode bei Verdacht auf Endokarditis. Sie ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Herzklappen und zeigt charakteristische Anzeichen einer Infektion, wie Vegetationen (Ansammlungen von Bakterien an den Herzklappen), Klappenperforationen oder andere strukturelle Schäden.

In einigen Fällen wird auch eine transthorakale Echokardiographie (TTE) durchgeführt, die weniger invasiv ist. Diese liefert jedoch im Vergleich zur transösophagealen Untersuchung oft weniger detaillierte Bilder.

Die Echokardiographie ist entscheidend, um Bewegungsanomalien der Herzklappen sowie infektiöse Ablagerungen zu erkennen und die Diagnose einer Endokarditis zu bestätigen.

Laboruntersuchungen
Weitere Bluttests, wie erhöhte Entzündungsmarker (z. B. C-reaktives Protein (CRP) oder Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)), deuten auf eine systemische Entzündung hin und unterstützen die Diagnose.

Der Hämoglobinwert, die Leukozytenzahl und andere Parameter können auf Infektionen oder Komplikationen wie eine Anämie hindeuten.

Gewebeprobenanalyse
In bestimmten Fällen, insbesondere wenn eine Herzoperation erforderlich ist, werden Gewebeproben von betroffenen Herzklappen oder umliegendem Gewebe entnommen und analysiert, um die Art der Infektion genauer zu bestimmen. 

Diese histopathologische Untersuchung kann zusätzliche Informationen liefern, insbesondere wenn die Blutkulturen keine Erreger nachweisen oder wenn seltene Erreger vermutet werden.

Bildgebende Verfahren
Neben der Echokardiographie können weitere bildgebende Verfahren wie ein CT-Scan oder MRT zum Einsatz kommen, insbesondere wenn vermutet wird, dass die Infektion sich auf andere Organe (z. B. Gehirn oder Nieren) ausgebreitet hat. 

Risikofaktoren

Eine Endokarditis entsteht meist, wenn Bakterien oder andere Erreger in den Blutkreislauf gelangen und sich an den Herzklappen oder der inneren Herzschicht festsetzen. Einige Faktoren erhöhen das Risiko, an Endokarditis zu erkranken:

Bestehende Herzkrankheiten
Menschen mit angeborenen Herzfehlern oder erworbenen Herzklappenerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko. Diese Herzfehler begünstigen die Ansiedlung von Bakterien, da die Herzklappen oder das Endokard bereits geschädigt sind.

Rheumatische Herzerkrankungen, die in Folge von unbehandelten bakteriellen Infektionen entstehen können, führen ebenfalls zu einer erhöhten Anfälligkeit.

Künstliche Herzklappen
Patient:innen mit künstlichen Herzklappen oder Klappenprothesen haben ein signifikant höheres Risiko für eine Endokarditis. Die künstlichen Materialien können leichter von Bakterien besiedelt werden.

Das Risiko zu erkranken ist in den ersten Monaten nach einer Herzklappenoperation besonders hoch. 

Intravenöser Drogenmissbrauch
Menschen, die intravenöse Drogen konsumieren, haben ein hohes Risiko für Endokarditis. Unsterile Nadeln und unsaubere Injektionsmethoden können Bakterien direkt in den Blutkreislauf einführen, wodurch das Herzgewebe infiziert werden kann.
Diese Form der Endokarditis betrifft meistens die rechte Herzklappe (Trikuspidalklappe). 

Geschwächtes Immunsystem
Personen mit einem geschwächten Immunsystem, etwa aufgrund von HIV/AIDS, Diabetes, Chemotherapie oder der Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten (z. B. nach Organtransplantationen), sind anfälliger für Infektionen, einschließlich Endokarditis.

Das Immunsystem kann eindringende Erreger weniger effektiv bekämpfen, was eine Infektion begünstigt.

Vorangegangene Endokarditis
Menschen, die bereits einmal an Endokarditis erkrankt sind, haben ein erhöhtes Risiko für eine erneute Infektion, da das Herzgewebe bereits geschädigt sein kann.

Zahnärztliche Eingriffe und andere invasive Verfahren
Eingriffe, bei denen Bakterien aus dem Mundraum oder anderen Bereichen des Körpers in den Blutkreislauf gelangen können (z. B. Zahnextraktionen oder Operationen), erhöhen das Risiko, vor allem bei Personen mit bestehenden Herzklappenerkrankungen.

Vor solchen Eingriffen kann eine prophylaktische Antibiotikabehandlung empfohlen werden, um das Infektionsrisiko zu senken.

Alter
Ältere Menschen haben ein erhöhtes Risiko, da mit zunehmendem Alter degenerative Veränderungen an den Herzklappen auftreten können, die anfälliger für Infektionen werden. Diese Risikofaktoren sollten bei der Prävention und Früherkennung von Endokarditis berücksichtigt werden, um das Risiko schwerwiegender Komplikationen zu minimieren.

Bei schweren Fällen einer Endokarditis kann eine Operation notwendig sein. Die Chirurg:innen führen Eingriffe zur Klappenreparatur durch oder ersetzen die defekte Herzklappe durch eine mechanische oder biologische Herzklappe. Wenn sich die Infektion in das umliegende Gewebe ausgebreitet hat, kann unter Umständen ein Doppelklappenersatz erforderlich sein.

Bei schweren Fällen einer Endokarditis kann eine Operation notwendig sein. Die Chirurg:innen führen Eingriffe zur Klappenreparatur durch oder ersetzen die defekte Herzklappe durch eine mechanische oder biologische Herzklappe. Wenn sich die Infektion in das umliegende Gewebe ausgebreitet hat, kann unter Umständen ein Doppelklappenersatz erforderlich sein.

Therapie

Es gbt verschiedene Möglichkeiten, eine Endokarditis zu behandeln:

Antibiotikatherapie: Die Hauptbehandlung besteht aus einer gezielten, oft langwierigen Antibiotikabehandlung, um die Erreger zu bekämpfen.

Chirurgischer Eingriff: Bei schweren Fällen oder Komplikationen kann eine Operation erforderlich sein, um die Herzklappen zu reparieren oder zu ersetzen.

Frühe Behandlung: Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend für eine gute Prognose und die Vermeidung schwerer Komplikationen.

Bei schweren Fällen von Endokarditis oder wenn es zu Komplikationen kommt, wie einer schweren Schädigung der Herzklappen, kann eine Operation notwendig werden, um die Herzfunktion zu erhalten. Hier sind die wesentlichen Aspekte einer solchen chirurgischen Intervention:

Indikationen für eine Operation

  • Schwere Klappenzerstörung: Wenn die Herzklappen durch die Infektion stark beeinträchtigt sind und ihre Funktion nicht mehr gewährleistet ist, muss eine Reparatur oder ein Austausch erfolgen. Dies betrifft häufig mechanische Schäden oder Perforationen der Klappen.
  • Herzinsuffizienz: Endokarditis kann zu Herzversagen führen, insbesondere wenn die Klappen undicht sind oder der Blutfluss behindert wird. In solchen Fällen ist eine dringende Operation erforderlich.
  • Abszesse im Herzen: Die Infektion kann Abszesse in der Nähe der Herzklappen oder im Herzmuskel verursachen, die chirurgisch entfernt werden müssen.
  • Künstliche Herzklappen: Bei einer infizierten künstlichen Herzklappe (Prothese), die durch Endokarditis betroffen ist, kann der Austausch der Klappe durch eine neue Prothese notwendig sein.
  • Resistente Infektionen: Wenn eine bakterielle Infektion trotz intensiver Antibiotikatherapie nicht beherrschbar ist, bleibt oft nur der chirurgische Eingriff, um das infizierte Gewebe zu entfernen und die Ausbreitung der Infektion zu stoppen.

Arten von chirurgischen Eingriffen

Klappenreparatur

In wenigen Fällen, in denen die Herzklappen noch teilweise funktionsfähig sind, versucht die Chirurgin bzw. der Chirurg, die Klappenstruktur wiederherzustellen, um eine bessere Klappenfunktion zu ermöglichen. Dies kann durch Nähen von Rissen oder das Anbringen von Klappenringen erfolgen.

Klappenersatz

Wenn die Klappen zu stark beschädigt sind, erfolgt der Ersatz durch eine mechanische oder biologische Herzklappe:       

  • Mechanische Herzklappen: Diese Klappen sind langlebiger, aber Patient:innen müssen lebenslang Blutverdünner einnehmen, um Blutgerinnsel zu verhindern.
  • Biologische Herzklappen: Diese bestehen aus Gewebe von Tieren (z. B. Schwein oder Rind) und haben eine kürzere Lebensdauer, erfordern jedoch keine langfristige Einnahme von Blutverdünnern.
  • Sollte sich die Infektion einer oder mehrerer Klappe(n) in das umliegende Gewebe des Herzens ausgebreitet haben, kann ein sogenannter Doppelklappenersatz mit Rekonstruktion des umliegenden Gewebes nötig sein. Dazu wird der Entzündungsherd vollständig herausgeschnitten und rekonstruiert.

Risiken und Erfolgsaussichten

Wie bei allen Operationen gibt es Risiken. So kann es nach dem Eingriff etwa zu Blutungen, Infektionen, Herzrhythmusstörungen oder Funktionsbeeinträchtigungen mit der neuen Herzklappe kommen.

Die Erfolgsaussichten einer solchen Operation hängen stark vom Zustand der Patientin bzw. des Patienten, dem Ausmaß der Infektion und der Erfahrung des chirurgischen Teams ab. Bei rechtzeitiger Durchführung und erfolgreicher Entfernung des infizierten Gewebes sind die langfristigen Aussichten jedoch gut.

Nachsorge

  • Nach der Operation ist eine intensive Nachsorge erforderlich, einschließlich regelmäßiger Kontrollen, um sicherzustellen, dass die neue oder reparierte Herzklappe richtig funktioniert.
  • Sobald eine Klappe durch eine biologische oder mechanische Prothese ersetzt wurde, wird eine prophylaktische Antibiotikatherapie bei zahnärztlichen Eingriffen empfohlen, um das Risiko einer erneuten Endokarditis zu verringern, insbesondere bei Patient:innen mit mechanischen Klappen.

Behandlung am DHZC

Am DHZC ist ein erfahrenes, interdisziplinäres Team aus Ärzt:innen und Pflegenden auf die Behandlung von Patient:innen mit Endokarditis spezialisiert. Wir bieten alle etablierten Verfahren der Diagnose und Therapie an.

Bei schweren Fällen von Endokarditis oder im Fall von Komplikationen führen unsere Chirurg:innen der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie die erforderlichen Operationen zur Reparatur oder zum Ersatz der Herzklappe mit großer Expertise durch.

Zur Indentifikation des Erregers nutzen wir modernste molekularbiologische Methoden. Dazu zählen etwa die Fluoreszenz in situ-Hybridisierung (FISH) oder die Gen-Sequenzierung. Dadurch lassen sich Bakterien – auch in kulturnegativen Fällen – direkt im Untersuchungsmaterial nachweisen und visualisieren.

Bei seltenen oder besonders virulenten Endokarditiserregern wird unser Ärzteteam außerdem vom sogenannten Antibiotic Stewardship-Team der Charité unterstützt, um unseren Patient:innen eine optimale, auf ihre Bedürfnisse abgestimmte antibiotische Therapie anzubieten. Dieses Behandlungsteam wird von klinischen Infektiolog:innen geleitet. Ziel ist, die Entwicklung resistenter Erreger zu reduzieren, unerwünschte Wirkungen und Kollateralschäden von Antiinfektiva zu minimieren und die Wirksamkeit vorhandener Antiinfektiva zu erhalten. 

Unsere Teams der Pflegestationen der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie sowie an allen drei kardiologischen Kliniken des DHZC sind auf die Versorgung von Patient:innen mit Endokarditis spezialisiert.

Autoren

PD Dr. Herko Grubitzsch | Leitender Oberarzt

PD Dr. Herko Grubitsch ist Leitender Oberarzt an der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Deutschen Herzzentrums der Charité (DHZC). 

Dr. med. Tobias Röschl | Arzt auf der Intensivstation

Dr. med. Tobias Röschl absolviert seine ärztliche Weiterbildung in Innere Medizin und Kardiologie an der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Deutschen Herzzentrums der Charité (DHZC). Er ist als Arzt auf der Intensivstation eingesetzt. 

Dr. med. Leonhard Wert | Facharzt für Herzchirurgie

Dr. med. Leonhard Wert arbeitet als Facharzt für Herzchirurgie an der Klinik für Herz-, Thorax-, und Gefäßchirurgie des Deutschen Herzzentrums der Charité (DHZC).