Neue Gipfel erreichen
Christoph Schall, herztransplantiert, steht gemeinsam mit seinem ältesten Sohn auf dem Gipfel des Mönchs (4.107 Meter) im Berner Oberland: Diese Bilder dürfen wir öffentlich machen, denn Christoph Schall will anderen Menschen mit seiner Geschichte Mut machen. Es ist die Geschichte einer schweren Diagnose und vieler Rückschläge, aber auch eine Geschichte von unerschütterlicher Zuversicht und großem familiärem Zusammenhalt.
Christoph Schall, heute 61, ist schon immer ein sportbegeisterter Mensch, er ist Marathonläufer und Radrennfahrer. Auch sonst lebt Christoph Schall lange ein aktives und erfülltes Leben, ist beruflich als Art Director erfolgreich, mit seiner Frau Annette hat er drei Söhne, mit denen sie ausgedehnte Wandertouren unternehmen.
Am 15. Dezember 2009 aber kippt Christoph Schall ohnmächtig von seinem Rennrad. Die Diagnose: „Arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie“. Eine unheilbare Erkrankung, bei der sich Bindegewebe im Herzmuskel einlagert und die bei ihm zu Herzinsuffizienz und lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führt.
Zunächst kann Christoph Schall – dank eines implantierten Defibrillators – mit der Erkrankung leben, er arbeitet weiter, treibt sogar wieder Sport. Doch 2017 verschlechtert sich sein Zustand drastisch. Im Herbst wird er im Deutschen Herzzentrum der Charité auf die Warteliste für eine Herztransplantation gesetzt und ein Jahr später als hochdringlich eingestuft.
Am 4. April 2019 wird Christoph Schall schließlich ein Spenderherz implantiert. Der Eingriff glückt, doch der Weg zurück ins aktive Leben wird weit länger und beschwerlicher als gedacht. Besonders der Wiederaufbau der Muskulatur braucht viel Zeit. Als er das erste Mal seine Radhosen anzieht, schlackern die an seinen Beinen.
An Arbeit ist vorerst nicht zu denken. Doch Christoph entschließt sich, das zu tun, was er schon vorher gemacht hat: sich körperlich betätigen. Bereits drei Monate nach der Transplantation ist er mit zwei seiner Söhne im Elm unterwegs, später mit der Familie im Bayerischen Wald und in der Steiermark. Das Rennrad wird aus dem Keller geholt und dann auch die alpine Ausrüstung, die er schon fast hatte verkaufen wollen. Im August 2021 wird der Dachstein (2.995 m) bestiegen und schließlich am 16.8.2024 der Mönch, direkt neben dem Eiger mit seiner Nordwand.
Christoph ist heute überzeugt, dass die beständige Unterstützung durch seine Familie entscheidend zum guten Krankheitsverlauf beigetragen hat. Ebenso war die Vorbereitung auf die Transplantation im Paulinenkrankenhaus wichtig dafür, dass Christoph Schall in die Rekonvaleszenz gehen konnte. Und mit Erfolg. Christoph Schall arbeitet heute wieder als Lehrbeauftragter und Druckereifachmann, hat im vergangenen Jahr beeindruckende 6.000 Kilometer mit dem Rad zurückgelegt und – im wahrsten Wortsinn – neue Gipfel erreicht.
„Es geht mir hervorragend“, sagt er heute, „aber es war ein langer Weg.“ Als die Transplantation anstand, hatten seine Söhne gesagt: „Wenn Papa sich was vornimmt, dann zieht er das auch durch“, und dieser Satz hat ihn weit getragen.
Wir danken Christoph Schall sehr herzlich, dass er diese Geschichte mit uns teilt, und wünschen ihm und seiner Familie das Beste – und natürlich noch viele Gipfelerfolge!