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​​​​​​​Innovation für mehr Lebensqualität

Neue Herzklappenprothese ermöglicht schonenden Klappenersatz ohne offene Operation

Das Deutsche Herzzentrum der Charité (DHZC) gehört zu den ersten drei Zentren bundesweit, die eine neue, selbst expandierende Pulmonalklappenprothese einsetzen. Diese Technologie ermöglicht es, die Pulmonalklappe - die Herzklappe zwischen der rechten Herzkammer und der Lungenarterie - mittels Katheter und ohne offene Herzoperation zu ersetzen.

Bedeutung der Pulmonalklappe bei angeborenen Herzfehlern

Die Pulmonalklappe ist das Ventil zwischen der rechten Herzkammer und der Pulmonalarterie: Sie gewährleistet, dass das sauerstoffarme Blut aus dem Herzen in die Lunge gepumpt wird und nicht zurückfließt. Angeborene Fehlbildungen dieser Klappe gehören zu den häufigsten Herzfehlern bei Neugeborenen. Etwa jeder fünfte Patient mit einem angeborenen Herzfehler weist strukturelle Fehlbildungen im Bereich der Verbindung zwischen Herz und Lunge auf, dem sogenannten rechtsventrikulären Ausflusstrakt (Right Ventricular Outflow Tract, RVOT).

Eine solche Fehlbildung tritt auch im Rahmen der Fallot'schen Tetralogie auf, dem häufigsten zyanotischen (mit Sauerstoffmangel einhergehenden) angeborenen Herzfehler. Bei diesen Patient:innen muss bereits im Kindesalter operativ eine künstliche Erweiterung des RVOT vorgenommen werden. Im weiteren Lebensverlauf entwickeln viele dieser Patient:innen eine schwere Undichtigkeit der Pulmonalklappe, bei der Blut in die rechte Herzkammer zurückfließt. Bisher war dann meist eine erneute offene Herzoperation erforderlich.

Mitglieder des Teams der DHZC-Klinik für Angeborene Herzfehler – Kinderkardiologie um Direktor Prof. Felix Berger und Oberarzt Dr. Peter Kramer, zusammen mit Patientin Marion K. kurz vor ihrer Entlassung.

Mitglieder des Teams der DHZC-Klinik für Angeborene Herzfehler – Kinderkardiologie um Direktor Prof. Felix Berger und Oberarzt Dr. Peter Kramer, zusammen mit Patientin Marion K. kurz vor ihrer Entlassung.

Neue Technologie ermöglicht schonendere Behandlung

Die neue Harmony-Klappenprothese ermöglicht nun erstmals einen kathetergestützten Klappenersatz auch bei größeren Durchmessern – bis zu 38 mm. Dies erweitert die Behandlungsmöglichkeiten erheblich, da bisherige katheterbasierte Systeme für viele Patient:innen aufgrund ihrer anatomischen Verhältnisse nicht geeignet waren. Die Prothese basiert auf einer Nitinol-Legierung mit "Formgedächtnis", die sich an die anatomischen Strukturen anpasst. Die Implantation erfolgt über einen Katheter, der durch eine kleine Punktion in der Leiste eingeführt wird. Diese Methode ermöglicht eine schnellere Genesung im Vergleich zu einer offenen Operation.

"Heute erreichen immer mehr Menschen mit angeborenen Herzfehlern ein hohes Lebensalter. Als eines der bundesweit größten Zentren für angeborene Herzfehler ist es unser Anspruch, diesen Patientinnen und Patienten in jeder Lebensphase die bestmögliche und schonendste Behandlung anzubieten", erklärt Professor Dr. med. Felix Berger, Direktor der Klinik für Angeborene Herzfehler – Kinderkardiologie am DHZC: "Diese neue Methode ist ein wichtiger Schritt, um die Versorgung unserer Patient:innen weiter zu verbessern und ihnen auch im höheren Alter unnötige Operationen zu ersparen."

Erste erfolgreiche Behandlung am DHZC

Die erste Patientin am DHZC, die diese neue Klappenprothese erhielt, ist die 74-jährige Marion K. aus Berlin. In den letzten Jahren litt sie zunehmend unter Einschränkungen ihrer Leistungsfähigkeit und konnte zuletzt kaum noch 100 Meter gehen, ohne außer Atem zu geraten, wie sie berichtet. Der Eingriff verlief komplikationslos, und die Oma von neun Enkeln konnte nach wenigen Tagen die Klinik wieder verlassen. Sie freut sich nun darauf, wieder aktiver am Familienleben teilnehmen zu können.

"Alle ersten Behandlungen mit der neuen Klappenprothese sind sehr erfolgreich verlaufen", sagt Oberarzt Dr. med. Peter Kramer, Leiter des Herzkatheterlabors der Klinik für Angeborene Herzfehler – Kinderkardiologie. "Die technischen Eigenschaften der Klappe ermöglichen eine sehr präzise Implantation und setzen damit auch in der praktischen Durchführung des Eingriffs neue Qualitätsstandards."

EMAH-Zentrum am DHZC: Umfassende lebenslange Betreuung für Patient:innen mit angeborenen Herzfehlern

Die Klinik für Angeborene Herzfehler – Kinderkardiologie am DHZC bietet das komplette Behandlungsspektrum für Menschen mit angeborenen Herzfehlern – von der pränatalen Diagnostik über die kinder- und jugendkardiologische Betreuung bis zur spezialisierten Versorgung im Erwachsenenalter. Als eines der größten Zentren dieser Art in Deutschland gewährleistet die Klinik eine interdisziplinäre und lebenslange Betreuung für Betroffene.

Wegweisende Expertise in der EMAH-Versorgung

Seit Juli 2011 ist die Klinik als überregionales Zentrum für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern (EMAH) zertifiziert. Unter der Leitung von Prof. Dr. med. Oktay Tutarel, der im Juli 2024 die Professur für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern an der Charité – Universitätsmedizin Berlin übernommen hat, bietet das EMAH-Zentrum modernste Diagnostik, spezialisierte Therapien und umfassende Langzeitversorgung.

Durch die enge Zusammenarbeit von Kinderkardiolog:innen, EMAH-Spezialist:innen, Herzchirurg:innen und weiteren Fachdisziplinen ermöglicht das Zentrum eine nahtlose Übergabe von der pädiatrischen in die erwachsenenmedizinische Versorgung. Damit erhalten Patientinnen und Patienten mit angeborenen Herzfehlern die bestmögliche Behandlung – unabhängig von ihrem Lebensalter.

Das Herzkatheter-Team am DHZC unmittelbar nach der ersten Implantation der neuen Klappe. 

Das Herzkatheter-Team am DHZC unmittelbar nach der ersten Implantation der neuen Klappe.