Gelungener Auftritt
„Perspektiven der kardiovaskulären Präzisionsmedizin – von der Prävention zur Intervention“: Unter diesem Motto fand vom 23. bis 26. April 2025 die 91. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim statt. Das Deutsche Herzzentrum der Charité (DHZC) war mit zahlreichen Expert:innen aus verschiedenen Fachbereichen stark vertreten.
Rund 9.000 Fachleute aus der kardiovaskulären Medizin und Forschung kamen vier Tage lang im Congress Center Rosengarten in Mannheim zusammen und diskutierten darüber, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen früher erkannt und individueller behandelt werden können. In insgesamt 355 Session ging es um neuste Erkenntnisse und Innovationen der Präzisionsmedizin, Prävention und Intervention.
Die Präzisionsmedizin nimmt die individuellen, einer Erkrankung zugrundeliegenden Ursachen in den Blick, die zu einer maßgeschneiderten Therapie führen. „Im Moment sind wir in der Kardiologie sehr stark auf die Krankheitsbehandlung fokussiert“, sagte Prof. Dr. Ulf Landmesser, stellvertretender Ärztlicher Direktor des DHZC, bei der Eröffnungspressekonferenz der DGK-Jahrestagung. Das Ziel sollte jedoch sein, Patient:innen mit einem hohen Risiko für die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen frühzeitig erkennen und bereits behandeln zu können, bevor typische Symptome auftreten. „Hier bewegen wir uns im Bereich der Präzisionsgesundheit, also der individuellen Risikoanalyse und dem präventiven Management. Durch das Wissen um die individuellen Ursachen und Krankheitsverläufe können wir sehr gut entscheiden, welche Intensität bei den Maßnahmen geboten ist.“ Prof. Landmesser war Tagungspräsident der DGK-Jahrestagung 2025 und wurde für seine besonderen Verdienste rund um die Kardiologie vom Vorstand der DGK mit der Silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.




Renommierte Forschungspreise für DHZC-Wissenschaftler:innen
Auch der wissenschaftliche Nachwuchs am DHZC wurde gewürdigt. So erhielt Dr. rer. nat. Mariya Kucherenko, seit 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie im Team von Prof. Knosalla, bei der DGK-Jahrestagung den Julius-Klob-Publikationspreis zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Dieser zeichnet die beste Arbeit zur Pathogenese, Diagnostik oder Therapie der pulmonalen Hypertonie (Lungenhochdruck) aus.
Prämiert wurde ihre Veröffentlichung im European Respiratory Journal zum Mechanismus der pulmonalen Gefäßverkalkung bei pulmonaler Hypertonie. In ihrer Arbeit hat die DHZC-Forscherin neue Erkenntnisse zur häufigsten und besonders kritischen Form des Lungenhochdrucks – der pulmonalen Hypertonie infolge einer Linksherzerkrankung (PH-LHD) – gewonnen. Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für Komplikationen und schwere Krankheitsverläufe. „Mit unserer Forschung möchten wir die Grundlage für eine gezielte medikamentöse Behandlung schaffen, um die Prognose und Lebensqualität der Patient:innen zu verbessern“, sagt Mariya Kucherenko.
Zusammen mit ihrem Team entdeckte sie den Mechanismus, der zur schädlichen Verkalkung der Lungengefäße führt. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Protein RUNX2: Wird es in den Lungenarterien aktiv, macht es die Gefäße steif und behindert den Blutfluss. In Studien konnten die Wissenschaftler:innen feststellen, dass eine Hemmung von RUNX2 die rechte Herzkammer entlastet und die Erkrankung somit mildern kann.
Netra Nambiar Veetil erhält den 2. Preis des Hans-Blömer-Young Investigator Awards
Zum Team von Mariya Kucherenko gehört auch Netra Nambiar Veetil, die als Ärztin in Weiterbildung zur Fachärztin für Herzchirurgie an der DHZC-Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie arbeitet. In Mannheim erhielt sie den 2. Preis des Hans-Blömer-Young Investigator Awards für klinische Herz- und Kreislaufforschung der DGK – eine Würdigung für klinisch tätige Wissenschaftler:innen bis 35 Jahren.
Geehrt wurde sie für ihre Doktorarbeit, in der sie die strukturellen Veränderungen beim Lungenhochdruck untersucht. Darin beschäftigt sie sich vor allem mit dem Matrix Remodeling, also dem Umbauprozess der extrazellulären Matrix – dem „Gerüstgewebe“ zwischen den Zellen in den Lungengefäßen. Beim Lungenhochdruck werden die Gefäßwände steifer und dicker, was den Blutfluss erschwert und das rechte Herz stärker belastet. „Wir konnten zeigen, dass das Matrix-Remodeling nicht nur eine Folge der Erkrankung ist, sondern aktiv das Verhalten der Gefäßzellen verändert und vor allem zur Gefäßverengung bei PH-LHD beiträgt. Dieses Wissen könnte künftig dabei helfen, neue Therapieformen für Patient:innen zu entwickeln.“
Seit 2020 forscht Netra Nambiar Veetil am DHZC und am Institut für Physiologie der Charité an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und translationaler Forschung.
2. Preis des Young Investigator Awards – Herzrhythmusstörungen für Emanuel Heil
Ein weiterer 2. Preis des Young Investigator Awards – diesmal für den Bereich Herzrhythmusstörungen – ging an unseren Kollegen Emanuel Heil, Arzt in Weiterbildung zum Facharzt für Kardiologie an der DHZC-Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Campus Virchow-Klinikum. Unter den hunderten eingereichten Abstracts gehörte sein Beitrag zum Thema Störfaktoren beim epikardialen elektroanatomischen 3D-Mapping zu den vier besten Arbeiten.
Mit seiner Forschung möchte Emanuel Heil dazu beitragen, epikardiale Katheterablationen besser planen zu können. Dabei wird ausgehend von der Außenseite des Herzens gezielt das Herzgewebe behandelt, das die Herzrhythmusstörungen verursacht. Diese spezielle Form der Ablation wird zum Beispiel bei Patient:innen mit Kammertachykardien durchgeführt. „Unser Ziel war es, diejenigen Bereiche im Herzen besser darstellen zu können, die Herzrhythmusstörungen auslösen“, sagt er. Gemeinsam mit seinen Kollegen hat Emanuel im Tiermodell untersucht, welche Faktoren die Erkennung von krankhaftem Herzgewebe beeinträchtigen können. „Unser Modell zeigt erste Hinweise darauf, dass Stimulationen durch einen Schrittmacher, aber auch das Fettgewebe, das auf dem Herzen liegt, die Qualität solcher Herzkatheteruntersuchungen verringern können. Hier ist aber noch weitergehende Forschung notwendig“, so der angehende Kardiologe, der seit 2021 als Assistenzarzt am DHZC tätig ist und zuvor bereits sein Praktisches Jahr bei uns absolviert hat.
Dank und Glückwünsche
Wir danken allen beteiligten Kolleg:innen aus dem DHZC für ihr großes Engagement bei der DGK-Jahrestagung und gratulieren Mariya Kucherenko, Netra Nambiar Veetil, Emanuel Heil und Prof. Ulf Landmesser herzlich zu ihren Auszeichnungen!