„Alle haben für mich gekämpft“
Heute ist ein besonderer Tag für unsere Patientin Christina Zander: Es ist ihr erster Herzgeburtstag. Als frisch Transplantierte ist sie Silvester 2023 auf der DHZC-Intensivstation aus der Narkose erwacht, sah das Feuerwerk und dachte: „Sie feiern mich!“
Diese Freude trägt Christina Zander durch jeden Tag, und ihren Optimismus hat sie nie aufgegeben – trotz einer erschütternden Diagnose, die ihr Leben vor knapp zwei Jahren auf den Kopf gestellt hat.
„Alles begann Ende 2022 mit einer Erkältung, von der ich mich nicht erholt habe“, erinnert sie sich. Im Krankenhaus in ihrem Heimatort Lübeck wurde bei der zuvor kerngesunden, heute 55-Jährigen eine sehr aggressive Form der Herzmuskelentzündung festgestellt: eine Riesenzellenmyokarditis, bei der Immunzellen großflächig das Herzmuskelgewebe angreifen und zerstören. Der Auslöser dieser seltenen Erkrankung ist unbekannt.
„Die Diagnose war ein Schock für mich – auch, weil es nur wenig Wissen über die Erkrankung gibt“, sagt Christina Zander. Ihre Ehefrau stieß bei der Recherche auf Dr. Bettina Heidecker. Die Oberärztin an der DHZC-Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Campus Benjamin Franklin ist Spezialistin für Herzmuskelentzündungen und beschäftigt sich auch mit sehr seltenen Fällen. „Ohne Behandlung verläuft eine Riesenzellenmyokarditis fast immer tödlich. Die Erkrankung schreitet rasch voran – deshalb muss die Patientin so schnell wie möglich eine auf sie abgestimmte Therapie erhalten“, sagt Bettina Heidecker.
Christina Zander (vorn in der Mitte) mit einem Teil des interdisziplinären und standortübergreifenden DHZC-Teams, das sie während ihrer Zeit in unserer Klinik versorgt hat.
Die Kardiologin empfahl Christina Zander, sich an unserer Klinik für Herz-, Thorax-, und Gefäßchirurgie – eine der größten herzchirurgischen Spezialkliniken in Deutschland – behandeln zu lassen. Stark geschwächt kam die Lübeckerin zu uns nach Berlin. Ihre Herzmuskelwand war so dünn, dass ständig die Gefahr bestand, sie könne reißen. Gleichzeitig war die Herzleistung so schwach, dass unsere Patientin einen kardiogenen Schock erlitt – die Organe wurden nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Vorübergehend musste ihr Kreislauf mit künstlichem Adrenalin stabilisiert werden.
Um die Entzündung am Herzmuskel zu behandeln, verordneten unsere Ärzt:innen der Patientin Medikamente, die das Immunsystem unterdrückten. Doch damit ließ sich die Erkrankung nur lindern, aber nicht heilen. „Deshalb haben wir uns nach ausführlicher Diagnostik im April 2023 dazu entschieden, Christina Zander für eine Herztransplantation zu listen“, erklärt Prof. Felix Schönrath, leitender Oberarzt für Herzinsuffizienz und Herztransplantation am DHZC. „Die vielen Untersuchungen, die dafür notwendig waren, haben mich sehr belastet, und meine Herzfunktion wurde immer schlechter“, sagt unsere Patientin. Ihre Frau, die eigentlich eine eigene Praxis in Bayern betreibt, war fast rund um die Uhr in Berlin an ihrer Seite.
Christina Zanders Zustand blieb lange kritisch und verbesserte sich erst durch eine spezielle Antikörpertherapie – ergänzend zu den Medikamenten, die zur Unterdrückung des Immunsystems erforderlich waren. Dann der Lichtblick: Im Sommer 2023 konnte sie in die Reha entlassen werden, lernte dort nach der langen Liegezeit wieder laufen und konnte schließlich nach Hause. Einmal in der Woche kam sie ins DHZC zur Kontrolle und wurde von Prof. Felix Schönrath, Oberärztin Dr. Isabell Just-Lauer und dem Team der Transplantationsambulanz engmaschig betreut.
Leider verschlechterte sich ihr Zustand schnell wieder, und sie erlitt eine kardiale Dekompensation: Weil ihr Körper nicht mehr in der Lage war, die schwache Herzleistung zu kompensieren, kam es erneut zu einem kardiogenen Schock.
Christina Zander wurde deshalb als hochdringlich für eine Herztransplantation gelistet. „Da war klar, dass ich im Krankenhaus bleiben muss, bis es ein passendes Spenderherz für mich gibt“, sagt sie.
Anfang Dezember 2023 kam dann der Anruf – es gab es ein Organangebot. Aber das Entnahmeteam vor Ort stellte fest, dass das Spenderherz nicht den hohen Anforderungen entsprach, die für eine Transplantation erfüllt sein müssen. Deshalb musste die Operation abgesagt werden.
Nach weiteren drei Wochen – insgesamt also neun Monaten Wartezeit – hat es schließlich geklappt: Christina Zander wurde am DHZC von Oberarzt Prof. Christoph Knosalla und seinem Team operiert. Sie hat die Transplantation sehr gut überstanden und erholte sich in Rekordzeit von dem Eingriff. Nach nur einem Monat, in dem sie von unserem Pflegeteam der Transplantationsstation WD3, unseren Ärzt:innen und unseren Physiotherapeut:innen eng betreut wurde, konnte sie die Klinik verlassen.
Jetzt blickt sie auf das erste Jahr als Transplantierte zurück. „Ich verspüre große Dankbarkeit gegenüber der Spenderin oder dem Spender – und ganz viel Freude am Leben“, sagt sie. Bei der 55-Jährigen ist 2024 viel passiert: Sie ist umgezogen, war im Aktivurlaub auf Rügen und hat im Dezember ihre Arbeit wiederaufgenommen.
Fahrradfahren, viel Bewegung, Freunde treffen – das alles ist wieder möglich. „Überhaupt waren meine Familie und meine Freunde immer für mich da“, sagt sie. Das habe ihr viel Kraft gegeben. Christina Zander hat mit ihrer Situation nie gehadert – im Gegenteil: „Es ist auch viel Gutes passiert. Alle haben dafür gekämpft, dass ich weiterleben kann.“
Unser Foto zeigt Christina Zander mit einem kleinen Teil des interdisziplinären und standortübergreifenden Teams am DHZC, das sie in ihrer langen Zeit an unserer Klinik mit großem Engagement versorgt hat.
Wir freuen uns, dass es unserer Patientin so gut geht und wünschen ihr ein gesundes neues Jahr!