
Optimierte Genesung nach Herzoperationen
Was ist das ERAS-Programm?
In den letzten Jahren hat die Herzchirurgie, insbesondere im Zusammenspiel mit der Anästhesie und Intensivmedizin, große Fortschritte gemacht. Diese Entwicklungen haben dazu beigetragen, dass das Risiko von Operationen in vielen Bereichen erheblich minimiert wurde. Dennoch besteht gerade bei herzchirurgischen Eingriffen auch nach der Operation weiterhin ein Risiko für entzündliche Reaktionen, die den Heilungsprozess verlangsamen und den Krankenhausaufenthalt verlängern können. Um dem entgegenzuwirken, wurde das Konzept von ERAS (Enhanced Recovery After Surgery) entwickelt.
ERAS ist ein modernes, wissenschaftlich fundiertes Behandlungskonzept, das über die Herzchirurgie hinaus in vielen chirurgischen Fachbereichen erfolgreich eingesetzt wird. Es kombiniert eine Vielzahl von Maßnahmen, die sowohl vor, während als auch nach der Operation angewendet werden, um die Genesung zu beschleunigen. Dazu gehören unter anderem eine optimierte Narkoseführung, eine frühzeitige Mobilisation nach der Operation und eine gezielte Schmerztherapie. Das Ziel von ERAS ist es nicht nur, die Sicherheit der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten, sondern auch eine möglichst schnelle und vollständige Erholung zu ermöglichen.
ERMICS – ERAS speziell für die Herzchirurgie
Am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) wurde 2021 das ERMICS-Programm (Enhanced Recovery After Minimally Invasive Cardiac Surgery) speziell für minimalinvasive Herzklappenoperationen eingeführt. Diese schonende OP-Technik kommt ohne eine große Eröffnung des Brustkorbs aus, was weniger Schmerzen und eine schnellere Heilung bedeutet.
Ein besonders innovativer Ansatz von ERMICS ist das „Zero ICU“-Konzept. Während Patientinnen und Patienten nach einer klassischen Herzoperation oft einige Tage auf der Intensivstation verbringen, können sie im Rahmen von ERMICS bereits am Tag der Operation auf die Normalstation verlegt werden. Studien zeigen, dass dies den Krankenhausaufenthalt verkürzt und den Genesungsprozess positiv beeinflusst.
Komponenten des ERMICS-Programms
Welche Vorteile bietet ERMICS?
- Kürzere Krankenhausaufenthalte: Durch optimierte Behandlungsabläufe können Patientinnen und Patienten früher nach Hause entlassen werden.
- Weniger Schmerzen: Durch moderne OP-Techniken und eine verbesserte Schmerztherapie wird das Wohlbefinden nach der OP gesteigert.
- Schnellere Rückkehr in den Alltag: Physiotherapie und gezielte Nachsorge helfen, die Mobilität schneller wiederherzustellen.
- Weniger Komplikationen: Durch eine geringere Belastung des Körpers sinkt das Risiko für Entzündungen und andere postoperative Probleme.
Forschung für die Zukunft
Das ERMICS-Programm wird stetig weiterentwickelt und in einer aktuellen wissenschaftlichen Studie untersucht. Ziel ist es, die positiven Effekte auf die Genesung noch genauer zu erforschen und die Behandlung weiter zu verbessern. Dabei werden unter anderem spezielle Blutwerte (Biomarker) analysiert, die Hinweise auf Entzündungen und den Ernährungszustand nach der OP geben.
Dr. Leonard Pitts (Arzt in Weiterbildung zum Facharzt für Herzchirurgie an der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie des DHZC), der für seine Forschung mit der renommierten Dr. Rusche-Projektförderung der Deutschen Stiftung für Herzforschung ausgezeichnet wurde, erklärt: „Es geht nicht nur ums Überleben, sondern auch darum, dass Patientinnen und Patienten sich schneller erholen, weniger Schmerzen haben und früher in ihren Alltag zurückkehren können.“
Dr. Leonard Pitts (2.v.l.) mit der Urkunde der Dr. Rusche-Projektförderung auf der 54. Jahrestagung der DGTHG in Hamburg. Mit Dr. Pitts auf dem Foto sind (v.l.n.r.) Prof. Dr. Volkmar Falk (Ärztlicher Direktor des DHZC), Prof. Dr. Armin Welz (DSHF), und Prof. Dr. Jan Gummert (Sekretär der DGTHG). (Foto: David Ausserhofer/DGTHG)

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