Unerschütterlicher Optimismus
Nach acht Wochen im Krankenbett geht Mathias Schumann seine ersten Schritte, angeschlossen an zwei künstliche Kreislaufpumpen, die ihn am Leben erhalten. Zur Langen Nacht der Wissenschaften am vergangenen Samstag haben wir dieses Video zum ersten Mal gezeigt, als Einleitung zu einem Podiumsgespräch über Kunstherzen und Organspende.
Nach einer Virusinfektion leidet Mathias Schumann, Finanzberater aus Frankfurt (Oder), jahrelang an Herzschwäche. Mehrfach wird eine Transplantation erwogen, doch der heute 61-jährige lehnt ab. Schließlich geht es ihm dank intensiver Begleitung durch die DHZC-Ärzt:innen trotz ungünstiger Prognosen lange einigermaßen gut.
Zuletzt wird Mathias Schumann dann aber als Notfall ins DHZC gebracht. Sein Zustand hat sich rapide verschlechtert, wegen des kaum noch pumpenden Herzmuskels funktionieren auch seine anderen Organe nicht mehr, zudem hat sich an seinem Schrittmacher eine Infektion gebildet.
In einer 7-stündigen Notoperation setzt unser Ärztlicher Direktor Prof. Volkmar Falk seinem Patienten zunächst an der linken Herzkammer – die den Körper mit sauerstoffreichem Blut versorgt – eine dauerhafte künstliche Kreislaufpumpe ein (meist als „Kunstherz“ bezeichnet). Doch es wird während des Eingriffs klar, dass diese Unterstützung nicht ausreicht: Auch die rechte Herzhälfte ist zu schwach, um den Lungenkreislauf aufrechtzuerhalten, also das „verbrauchte“ Blut aus dem Körper zur Lunge zu pumpen.
Volkmar Falk und sein Team verbinden nun auch diesen Kreislauf mit einer Pumpe, allerdings außerhalb des Körpers. Denn sie hoffen, dass sich die rechte Herzhälfte wieder erholt und sie das System „abkoppeln“ können. Doch dazu kommt es nicht. Die Pumpe muss bleiben, Mathias Schumann wird hochdringlich für eine Herztransplantation gelistet.
Es gilt nun, den stark geschwächten Patienten so fit wie irgend möglich zu halten, wenn er die Transplantation überstehen soll.
Professor Evgenij Potapov, Leiter des „Kunstherz“-Programms am DHZC, verlegt die Verbindung von Körper und Pumpe deshalb von der Leiste ans Schlüsselbein – und ermöglicht es seinem Patienten, aufzustehen oder sogar gehen zu können. Der Schlauch mit dem venösen Blut läuft über den Kopf.
Am 6. März 2023 steht Mathias Schumann erstmals wieder auf. Sein unerschütterlicher Optimismus, ein fachübergreifend eingespieltes Team aus Ärzt:innen, Intensivpflege, Physiotherapie und Kardiotechnik sorgen dafür, dass er die Wartezeit auf ein Spenderorgan nicht nur überlebt, sondern bestmöglich zur Stärkung nutzt.
Mathias Schumann hat angesichts des Spendermangels großes Glück, nach vier Wochen steht ein passendes Herz für ihn bereit. Die – angesichts der Voroperationen – anspruchsvolle Transplantation gelingt, Mathias Schumann erholt sich langsam, aber zielstrebig. Heute geht es dem 3-fachen Familienvater „hervorragend“, wie er sagt: „Für mich ist noch viel vorgesehen!“
Wir wünschen Mathias Schumann und seiner Familie alles Beste!