„Man freut sich einfach, dass man da ist.“
„Man freut sich einfach, dass man da ist.“
Peggy Krebs aus Mecklenburg-Vorpommern lebt seit 28 Jahren mit einer Spenderlunge. Anlässlich des Deutschen Lungentags am 28. September stellen wir die „Rekordpatientin“ vor.
Der 28. September ist der Deutsche Lungentag, an dem auf verschiedene Erkrankungen der Lunge und ihre Ursachen aufmerksam gemacht werden soll.
Zu diesem Anlass möchten wir heute eine besondere Patientin vorstellen: Peggy Krebs aus Mecklenburg-Vorpommern, der vor 28 Jahren am heutigen DHZC eine Spenderlunge transplantiert wurde. Damit ist sie für unser Zentrum die Rekordhalterin, was die Lebenszeit mit einer Spenderlunge angeht.
Die 57-Jährige lebt mit Mukoviszidose, einer angeborenen und unheilbaren Stoffwechselkrankheit, die – vereinfacht gesagt – die Sekrete unseres Körpers zähflüssig werden lässt.
Diagnostiziert wurde die Krankheit, als Peggy Krebs etwa sieben Jahre alt war – und eher durch Zufall, erzählt sie, weil es damals einen neuen Lungenarzt in der Nähe gab, der die Symptome deuten konnte: Gewichtsverlust, Verdauungsstörungen und einen aufgeblähten Bauch, weil die Bauchspeicheldrüse betroffen war.
Vor allem wirkte sich die unheilbare Krankheit bei Peggy Krebs, wie auch bei vielen anderen Mukoviszidose-Patient*innen, aber auf die Lunge aus: Zähflüssiger Schleim in den Bronchien erschwert die Atmung und das Abhusten von Krankheitserregern.
Entsprechend häufig hatte Peggy Krebs Lungenentzündungen. Trotzdem konnte sie ihre Schule und ihre Ausbildung zur Apothekenfacharbeiterin – so die damalige Berufsbezeichnung – absolvieren und in der Apotheke arbeiten, zuletzt mit Sauerstoffbrille und tragbarem Sauerstoffgerät.
Heute sind Mukoviszidose-Patient:innen nur noch selten auf eine Spenderlunge angewiesen – dank neuer Medikamente. Für Peggy Krebs kam diese Entwicklung aber um viele Jahre zu spät. Eine Transplantation wird ihre letzte Behandlungsoption.
Im November 1995 kommt sie auf die Warteliste. Während der elfmonatigen Wartezeit verschlechtert sich ihr Zustand dramatisch. Sie bekommt kaum noch Luft, ist auf eine Sauesrtoffmaske angewiesen und sitzt schließlich im Rollstuhl.
Ende Oktober 1996 – Peggy Krebs ist 29 – steht ein Spenderorgan für sie zur Verfügung. Prof. Dr. Yuguo Weng, der damalige stellvertretende Klinikdirektor am heutigen DHZC, und sein Team setzen ihr es ein.
Der Weg zurück ins Leben ist für Peggy Krebs nicht leicht. Nach der langen Liegezeit hat sie kaum noch Muskeln, muss selbst das aktive Atmen wieder lernen.
Aber dann geht es aufwärts – und das sogar im Wortsinn: Ein knappes Jahr nach der Transplantation besteigt Peggy Krebs den Herzogstand in Bayern.
Leider ist Peggy Krebs 2005 auch auf Nierentransplantation angewiesen. Ihre Mutter spendet das Organ. Peggy Krebs erholt sich auch von diesem Eingriff.
28 Jahre mit einer Spenderlunge – das ist eine lange Zeit. Das Organ sei vielleicht nicht mehr so leistungsfähig wie in den ersten Jahren, sagt Peggy Krebs, aber Yoga, lange Spaziergänge mit ihrem Partner, ein freies und selbstbestimmtes Leben, das war und ist alles möglich.
Ob sie ein „besonders gutes“ Organ bekommen habe? Sie weiß es nicht. Aber sie weiß, dass sie sich in diesen 28 Jahren immer streng an die Medikamentenvorschriften gehalten und sich vor allem gut gegen Erreger geschützt hat, wo nötig eben auch mit Handschuhen und Mundschutz – insbesondere natürlich während der COVID-Pandemie.
Bis heute nimmt Peggy Krebs deshalb manchmal schräge Blicke wahr, hört abfällige Bemerkungen. Aber das ist ihr längst gleichgültig geworden. Noch immer arbeitet sie an zwei Tagen die Woche in der Adler-Apotheke von Vellahn, in der sie ihre Ausbildung gemacht hat.
Gerade hat sie dort ihr 40-jähriges Dienstjubiläum gefeiert.
Leider muss Peggy Krebs in einigen Tagen am Klinikum Greifswald am Magen operiert werden. Aber sie ist zuversichtlich, dass sie auch diesen Klinikaufenthalt wieder gut hinter sich bringen wird.
Trotz vieler Rückschläge hat sie ihren Optimismus, ihre Dankbarkeit und ihre positive Sicht aufs Leben nie verloren: „Man freut sich über Dinge, die andere im Alltag vielleicht manchmal übersehen“, sagt Peggy Krebs: „Man freut sich einfach, dass man da ist.“
Wir wünschen unserer „Rekordpatientin“ für ihren anstehenden Klinikaufenthalt von Herzen alles Gute und danken ihr, dass sie ihre Geschichte und ihre guten Gedanken mit uns geteilt hat!