Innovative Versorgung – Digitale Lösungen
Die medizinische Versorgung steht – auch angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung – vor großen Herausforderungen. Um weiterhin eine qualitativ hochwertige und zugleich bezahlbare Behandlung zu gewährleisten, braucht es neue, innovative Versorgungsformen. Die Digitalisierung spielt dabei eine zentrale Rolle, da sie neue Möglichkeiten eröffnet, Patienten effizienter zu betreuen und die Versorgung langfristig zu verbessern.
Zwei aktuelle Projekte am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) stehen beispielhaft für diesen Wandel und werden vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit insgesamt rund 3,1 Millionen Euro gefördert. Auch ein von der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) eingereichtes Projekt zur bestmöglichen Therapie der koronaren Herzerkrankung erhielt eine Förderzusage.
Die Projekte
Das Förderprojekt „ePA4All“ dreht sich um die elektronische Patientenakte (ePA). Derzeit existiert die elektronische Patientenakte auf Basis einer sogenannten Opt-In-Variante. Dies bedeutet, dass jede:r Versicherte auf Wunsch eine solche elektronische Akte bei seiner gesetzlichen Krankenkasse beantragen kann. Ab 15. Januar 2025 wird jedoch für alle gesetzlich Versicherten automatisch eine ePA angelegt außer, es wird aktiv widersprochen (Opt-Out).
Das DHZC-Projekt wird diese Einführung dieser „ePA für alle“ ab Anfang 2025 über drei Jahre begleiten. Ziel ist es, Faktoren zu identifizieren, die die Nutzung der ePA beeinflussen, und daraus Empfehlungen zur Weiterentwicklung abzuleiten, um eine bestmögliche Akzeptanz zu ermöglichen.
Projektleiter ist Prof. Dr. med. Sebastian Spethmann, stellvertretender Leiter der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Deutschen Herzzentrum der Charité und Vorsitzender der Arbeitsgruppe AG Digitale Versorgungsforschung in der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. „Die Einführung der elektronischen Patientenakte wird nicht nur unseren PatientInnen, sondern mittelfristig auch der Forschung zugutekommen“, sagt Sebastian Spethmann, „eine strukturierte, transparente und inklusive Implementierung ist dabei entscheidend.“
Das zweite geförderte Projekt, „TIM-HF4“, wird von Prof. Dr. Friedrich Köhler geleitet, der den Arbeitsbereich Telemedizin am DHZC führt. Dieses Projekt baut auf den erfolgreichen Vorarbeiten des Projekts TIM-HF2 auf.
Dabei wurde die Gleichwertigkeit eines telemedizinisch gestützten ambulanten Versorgungsmodells für strukturschwache ländliche Räume bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz (CHI) im Vergleich zu Regionen mit niedergelassenem Kardiolog:innen bezüglich medizinischer und gesundheitsökonomischer Wirksamkeit geprüft. Die in „Lancet“ veröffentlichten Ergebnisse wiesen nach, dass telemedizinische Betreuung die Lebensqualität und klinischen Ergebnisse bei Herzinsuffizienz effektiv verbessert.
Basierend auf diesen Ergebnissen untersucht das „TIM-HF4“ Projekt die Wirksamkeit der telemedizinschen Mitbetreuung bei Patient:innen mit chronischer Herzinsuffizienz unter den Bedingungen der Regelversorgung. Im Jahr 2022 hat der Gemeinsame Bundesausschluss (G-BA) beschlossen, dass Telemedizin bei Herzinsuffizien zu einer Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen wurde. Damit haben in Deutschland ca. 150.000 Patient:innen einen Leistungsanspruch auf ein telemedizinische Mitbetreuung. Das Projekt soll die Effektivität der digitalen Mit-betreuungsform außerhalb von Studienbedingungen untersuchen.
Auch dem von derDeutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) eingereichten Projekt „Koronare Herzerkrankung (KHK): Datengestützte einrichtungsübergreifende Qualitätssicherung / KHK-DeQS“
wurden Fördermittel in Höhe von rund 1,8 Millionen Euro bewilligt. Prof. Dr. med. Volkmar Falk, Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums der Charité, ist in seiner Eigenschaft als Präsident der DGTHG stellvertretender Konsortialführer.
Das Forschungsprojekt untersucht die Qualität der Behandlungsentscheidungen und Ergebnisse bei Patient:innen mit koronarer Herzkrankheit, die entweder eine Herzkatheter-Intervention oder eine Bypassoperation erhalten.
Ziel ist die Entwicklung einer neuen diagnosebezogenen Form der Qualitätssicherung als Basis zur Auswahl der individuell optimalen Behandlungsmethode.
Dazu werden spezifische Qualitätsindikatoren erstellt und ein System zur Bewertung dieser Indikatoren entwickelt. Das Projekt berücksichtigt dabei den gesamten Behandlungsverlauf und zielt darauf ab, die Effizienz und Qualität der Versorgung zu erhöhen.
Hintergrundinformationen
Der Arbeitsbereich Telemedizin
Der Arbeitsbereich Telemedizin am DHZC ist spezialisiert auf die Entwicklung und Implementierung telemedizinischer Lösungen zur Verbesserung der Patientenversorgung. Der Bereich hat sich auf die telemedizinische Betreuung von chronisch kranken Patient:innen, insbesondere solchen mit Herzinsuffizienz, spezialisiert. Diese innovativen Ansätze tragen dazu bei, Krankenhausaufenthalte zu reduzieren und die Lebensqualität der Patient:innen zu erhöhen, indem sie eine kontinuierliche und umfassende medizinische Betreuung ermöglichen.
Der Innovationsausschuss des G-BA
Der Innovationsausschuss des G-BA wurde im Jahr 2016 ins Leben gerufen, um Projekte zu fördern, die innovative Versorgungsformen und Versorgungsforschung vorantreiben. Mit einem jährlichen Fördervolumen von 200 Millionen Euro unterstützt der Ausschuss Projekte, die zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung beitragen. Der Innovationsausschuss setzt sich aus Vertreter:innen verschiedener Institutionen zusammen, darunter das Bundesministerium für Gesundheit, das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Die Expertise aus Wissenschaft und Versorgungspraxis fließt in die Bewertung der Projektanträge ein, um eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu gewährleisten.