Fast-Track-Extubation nach kinderherzchirurgischen Eingriffen
Bei einem Eingriff am offenen Herzen unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine ist eine invasive Beatmung der Patient:innen während des gesamten Eingriffs durch einen „Tubus“, der über die Luftröhre eingeführt und an die Beatmungsmaschine angeschlossen wird, nötig. Nach Beendigung des Eingriffs sollte dieser Tubus möglichst schnell wieder entfernt werden, um das Risiko für Infektionen im Bereich der Atemwege zu reduzieren und gleichzeitig die Patient:innen möglichst schnell wieder zu mobilisieren.
Unter einer „Fast-Track-Extubation“ versteht man dementsprechend die Entfernung dieser invasiven Beatmung und damit die Rückkehr zur Spontanatmung der Patient:innen innerhalb von weniger als acht Stunden nach Operationsende. Dieses Konzept wurde erstmals in den USA in der Erwachsenenherzchirurgie eingesetzt; mit dem Ziel, das Risiko von Atemwegsinfektionen zu senken und den Aufenthalt auf der Intensivstation und insgesamt im Krankenhaus zu verkürzen.
Viele Operationen am Herzen können nur am stillstehenden Herzen durchgeführt werden. Eine Herz-Lungen-Maschine übernimmt während der OP die Funktion von Herz und Lunge.
Am DHZC stehen zwölf moderne Herz-Lungen-Maschinen zur Verfügung, drei davon speziell für Säuglinge und Kleinkinder.

Am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) haben wir im Jahr 2014 begonnen, diese Art der frühen Extubation und damit Mobilisierung auch bei Kindern mit sehr großem Erfolg anzuwenden. So konnten wir Kleinkinder und sogar Säuglinge unter einem Jahr mit weniger als sieben Kilogramm Körpergewicht nach offenen herzchirurgischen Eingriffen unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine meist noch im Operationssaal extubieren.
Wir haben dieses Konzept zu Beginn insbesondere nach einfacheren bis mäßig komplexen Eingriffen wie einem Verschluss eines Vorhof-oder Kammerseptumdefektes (ASD, VSD) oder nach einer Glenn- oder Fontanoperation durchgeführt. Inzwischen ist es uns möglich, Säuglinge und sogar Neugeborene auch nach komplexen Eingriffen an der Herz-Lungen-Maschine frühzeitig zu extubieren. Auch Kinder mit erschwerten Atemwegen wie beispielsweise Kinder mit Down-Syndrom (Trisomie 21) können prinzipiell per Fast-Track-Extubation behandelt werden.
Bei Kindern mit Herzfehlern, die vor der Operation zu einem erhöhten Lungengefäßwiderstand neigen – beispielsweise bei einem großem VSD, über welchen viel Blut von links nach rechts und somit in die Lunge geflossen ist –, kann es bei verlängerter Beatmungszeit direkt nach einer OP immer wieder zu Lungenwiderstandskrisen (pHT-Krisen) kommen, die lebensbedrohlich für die Kinder sein können. Durch eine rasche Extubation können wir diese Situationen größtenteils vermeiden.
Vor der Operation besprechen wir im Team der Chirurg:innen und Anästhesist:innen, ob sich die Patientin bzw. der Patient und der jeweilige Eingriff für das Fast-Track-Konzept eignen. Entscheiden wir uns für die Durchführung des Fast-Track-Verfahrens, führen wir nach einem über die Jahre entwickelten und sehr gut funktionierendem Fast-Track-Protokoll die Narkose mit kurzwirksamen Anästhetika durch, um eine möglichst schnelle und zugleich schonende Extubation zu ermöglichen.